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Grundwassersituation im März 2024: Teils steigende, teils fallende Grundwasserstände auf einem überwiegend hohen bis sehr hohen Niveau
Nachfolgend wird ein kurzer Überblick über das zurückliegende hydrologische Sommerhalbjahr, das aktuelle hydrologische Winterhalbjahr und das hydrologische Jahr im gesamten gegeben. Im Anschluss wird die aktuelle Grundwassersituation des Monats in Hessen betrachtet sowie eine Prognose gestellt.
Aktuelle Grundwassermesswerte finden Sie im Messdatenportal.
Hydrologisches Sommerhalbjahr, Winterhalbjahr und Jahr
Im hydrologischen Sommerhalbjahr, das von Mai bis Ende Oktober andauert, kommt vom Niederschlagswasser in der Regel kaum etwas im Grundwasser an, da ein Großteil des Niederschlags wegen der höheren Temperaturen verdunstet oder von der Vegetation verbraucht wird. Fallende Grundwasserstände im hydrologischen Sommerhalbjahr, auch bei durchschnittlichen Niederschlagsverhältnissen, stellen also den Normalfall dar. Mit 435 mm Niederschlag fiel das zurückliegende hydrologische Sommerhalbjahr etwas nasser aus als die Referenzperiode (+31 mm / +8 % gegenüber 1991-2020), was insbesondere auf die niederschlagsreiche Zeit von Ende Juli bis Anfang September zurückzuführen ist. Nach dem sehr trockenen Frühsommer führte dies durch die einsetzende Grundwasserneubildung zu einer leichten Entspannung bei vielen oberflächennahen Grundwasserleitern, die aber durch die folgenden niederschlagsarmen Wochen im September und der ersten Oktoberhälfte nur von kurzer Dauer war. Zum Ende des hydrologischen Sommerhalbjahres traten Niederschlagsereignisse wieder gehäuft auf und führten so zu Beginn des hydrologischen Winterhalbjahres zu der zu erwartenden Trendwende im Grundwasser.
Für die Regeneration des Grundwassers ist das von November bis Ende April andauernde hydrologische Winterhalbjahr von besonderer Bedeutung. In dieser Zeit, in der die Vegetation ruht und die Verdunstung wegen der niedrigeren Temperaturen geringer als im Sommerhalbjahr ausfällt, kann das Niederschlagswasser größtenteils versickern. Durch die einsetzende Grundwasserneubildung steigen die Grundwasserstände in der Regel an, sofern ausreichend Niederschlag fällt. Im aktuellen Winterhalbjahr fiel bisher überdurchschnittlich viel Niederschlag, was landesweit für eine deutliche Erholung im Grundwasser gesorgt hat.
Für das hydrologische Jahr (November bis Oktober) ergibt sich daraus der charakteristische Jahresgang im Grundwasser, mit steigenden Grundwasserständen im Winterhalbjahr und fallenden Grundwasserständen im Sommerhalbjahr.
Situation im März
Nach fünf Monaten in Folge mit überdurchschnittlichem Niederschlag, fiel im März leicht unterdurchschnittlich viel Niederschlag. Mit 53 mm lag die Niederschlagsmenge in Hessen 2 mm bzw. 3 % unter dem langjährigen Mittel (1991-2020). Schnell reagierende Messstellen zeigen teils wieder fallende Grundwasserstände. Die allgemeine Grundwassersituation bleibt aber deutlich entspannt und im März können weiterhin an rund 60 % der Messstellen hohe und sehr hohe Grundwasserstände beobachtet werden.
Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Grundwassersituation seit dem Jahr 2018. Die überdurchschnittliche Niederschlagsmenge seit Mitte Oktober 2023 spiegelt sich deutlich in den ansteigenden hellgrünen und dunkelgrünen Kurven wider, die den Anteil der Messstellen mit hohen und sehr hohen Grundwasserständen darstellen. Gleichzeitig befinden sichdie Anteile der Messstellen mit niedrigen (gelbe Kurve) und sehr niedrigen Grundwasserständen (rote Kurve) auf geringem Niveau. Die Grundwassersituation Ende März 2024 ist so entspannt wie das letzte Mal vor sechs Jahren.
Anmerkung zur Grafik: Die Klassifizierung „sehr niedrige Grundwasserstände“ stellt eine rein statistische Bewertung dar (rote Fläche in der Grafik). Sehr niedrige Grundwasserstände sind nicht mit einem „Wassernotstand“ gleichzusetzen oder an bestimmte Auswirkungen und Maßnahmen gekoppelt. Liegt der Grundwasserstand unter dem 10-%-Perzentil, also unter 90 Prozent aller Werte der Jahre 1991-2020, fällt er in die Klasse „sehr niedrig“. Liegt der Grundwasserstand über dem 10-%-Perzentil und unterhalb des 25-% Perzentils, fällt er in die Klasse „niedrig" (gelbe Fläche). Analog gilt Folgendes für die übrigen Klassen: normal: oberhalb des 25-%-Perzentils und unterhalb des 75-%-Perzentils; hoch: oberhalb des 75-%-Perzentils und unterhalb des 90-%-Perzentils; sehr hoch: oberhalb des 90-%-Perzentils.
Im März bewegten sich die Grundwasserstände in Hessen an 30 % der Messstellen auf einem normalen Niveau (Vormonat 33 %). Nur rund 3 % der Messstellen wiesen niedrige Grundwasserstände auf (Vormonat 4 %). Sehr niedrige Grundwasserstände wurden an 5 % der Messstellen beobachtet (Vormonat 5 %). Hohe oder sehr hohe Grundwasserstände wurden an 29 % bzw. 32 % der Messstellen registriert (Vormonat 29 % bzw. 30 %). An 2 % der Messstellen lagen keine aktuellen Daten vor. Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Grundwasserstände im März an 89 % der Messstellen auf einem höheren Niveau, was aufzeigt, dass sich gegenüber der Niedrigwassersituation im letzten Jahr die Grundwassersituation hessenweit deutlich entspannt hat. Einen so großen Anteil an Messstellen mit normalen bis sehr hohen Grundwasserständen gab es zuletzt in der ersten Jahreshälfte 2018, also vor dem Beginn der jüngsten Trockenperiode.
Wegen der ungleichen Niederschlagsverteilung und der unterschiedlichen hydrogeologischen Standorteigenschaften sind folgende regionale Unterschiede zu beobachten:
In den nördlichen und mittleren Landesteilen zeigt eine Mehrheit der Grundwasserstände am Monatsende steigende, ein Drittel aber auch bereits wieder fallende Trends. Die Ausgangssituation reicht dabei von sehr niedrig bis sehr hoch. Grund hierfür ist die hohe räumliche Variabilität der Standorteigenschaften, z.B. neben der Niederschlagsmenge auch Durchlässigkeit, Speichervermögen, Tiefe und Mächtigkeit des Grundwasserleiters und die daraus resultierende unterschiedliche Dynamik des Grundwassers.
In den weit verbreiteten Kluftgrundwasserleitern des Buntsandsteins in Nordhessen zeigen im März die meisten Messstellen einen steigenden Trend an, ausgehend von einem Grundwasserstand im normalen bis hohen Bereich. Beispiele Bracht Nr. 434028 und Gahrenberg Nr. 384030: Im März lag an der Messstelle Bracht der Wasserstand auf hohen Höhen, mit einem steigenden Trend seit Mitte November 2023. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 207 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres. An der Messstelle Gahrenberg bewegte sich der Wasserstand auf normalen Höhen, auch hier mit einem steigenden Trend. Der Wasserstand lag im Monatsmittel hier 219 cm höher als im Vorjahr.
In der Hessischen Rheinebene (Hessisches Ried) wurden im März überwiegend hohe Grundwasserstände beobachtet, gefolgt von sehr hohen und normalen Grundwasserständen. Folgende Details waren zu beobachten:
- In der unmittelbaren Nähe des Rheins werden die Grundwasserstände vom Rheinwasserstand beeinflusst. Hier lagen die Grundwasserstände im März auf normalen bis sehr hohem Niveau. Beispiele Gernsheim Nr. 544135 und Biebrich Nr. 506034: An der Messstelle Gernsheim bewegt sich der Grundwasserstand auf einem hohen Niveau. Der Grundwasserstand lag 133 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Biebrich bewegte sich der Wasserstand auf einem normalen bis hohen Niveau und lag 46 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres (Monatsmittel).
- Im nördlichen hessischen Ried und unmittelbar südlich des Mains bewegten sich die Grundwasserstände im März auf sehr hohen Niveaus. Beispiele Bauschheim Nr. 527055 und Offenbach Nr. 507155: An der Messstelle Bauschheim wurden im März sehr hohe Grundwasserstände beobachtet, mit gleichbleibender Tendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 68 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres. An der Messstelle Offenbach bewegte sich der Grundwasserstand im März auf einem sehr hohen Niveau. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 79 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres.
- Die Grundwasserstände in typischen vernässungsgefährdeten Gebieten zeigten im März normale bis sehr hohe Werte mit steigenden bis fallenden Entwicklungstendenzen. Beispiele: Hähnlein Nr. 544266, Groß-Rohrheim Nr. 544107, Worfelden Nr. 527182, Wallerstädten Nr. 527321.
- In den infiltrationsgestützten Bereichen des Rieds (Hahn flach Nr. 527329, Büttelborn Nr. 527161, Lorsch Nr. 544170 und Groß-Rohrheim Nr. 544002) lagen die Grundwasserstände im März überwiegend auf normalem Niveau. Die Steuerung durch Infiltration und Grundwasserentnahmen zeigt die gewünschte Wirkung. Die Messstellen lassen auch hier weiterhin steigende Trends erkennen.
- Im südlichen Hessischen Ried lagen die Grundwasserstände im März auf normalen bis sehr hohen Höhen, die meisten Messstellen zeigten einen steigenden Trend. Beispiele Bürstadt Nr. 544007 und Viernheim Nr. 544271: An der Messstelle Bürstadt bewegte sich der Grundwasserstand im März auf normalen Höhen (Abbildung 14) und lag 28 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Viernheim befand sich der Grundwasserstand in diesem Monat ebenfalls auf einem normalen Niveau und lag 47 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel).
Prognose
Die ergiebigen Niederschläge seit Mitte Oktober haben dazu geführt, dass die Grundwasserstände flächenhaft angestiegen sind. Langsam reagierende Messstellen werden die nächsten Wochen, auch unabhängig vom kommenden Witterungsgeschehen, weiterhin steigende Trends aufweisen. Das Verhalten der schneller reagierenden, oberflächennahen Messstellen ist abhängiger vom Niederschlag in den nächsten Wochen. Insgesamt herrschen aber aufgrund der sehr hohen Bodenfeuchte gute Randbedingungen für den weiteren Grundwasserneubildungsprozess.
aktuelle Messwerte
Die Messwerte von 112 Grundwassermessstellen, die mit Datensammlern und mit Datenfernübertragung ausgestattet sind, werden täglich übertragen und stehen online im Messdatenportal zur Verfügung.