Gießen, 16. November 2021 –Mittlerweile sehen und begreifen wir Menschen langsam die Folgen des von uns verursachten Klimawandels: Stürme, Starkregen und Überschwemmungen werden häufiger, Hitzewellen und Dürreperioden länger, Niederschlagsmuster verschieben sich. Doch all das bedroht nicht nur uns, sondern auch Arten und Lebensräume. Besonders deutlich wird dies am Beispiel der abgestorbenen Wälder auch hier in Hessen. Quellen und kleine Bäche waren in den Trockensommern 2019 und 2020 ausgetrocknet. Mediterrane Tierarten wie die Gottesanbeterin oder die Blaue Holzbiene breiten sich nach Norden aus. In den höheren Lagen der Mittelgebirgsregionen macht die Klimaerwärmung vor allem kälteangepassten Arten wie dem Blauschillernden Feuerfalter und seinem Lebensraum zu schaffen.
Die 5. Hessische Landesnaturschutztagung, zu der heute das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in die Gießener Kongresshalle geladen hat, thematisiert die Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und Biodiversität: „Die Klimakrise und die Biodiversitätskrise haben dieselbe Ursache: unseren Lebensstil,“ sagte HLNUG-Präsident Schmid in seiner Begrüßung. „Wir Menschen leben über unsere Verhältnisse, und die Natur trifft es besonders hart: Zum einen hat sich das Klima durch uns schon jetzt so stark verändert, dass viele Tiere und Pflanzen sich nicht schnell genug daran anpassen können. Diese Anpassung wird zusätzlich dadurch erschwert, dass wir Menschen die Landschaft umgestalten und intensiv nutzen – wir tragen also doppelt zum Artensterben bei.“
Anpassungen der Natur zeigen sich bereits jetzt deutlich, beispielsweise in einem früheren Blühbeginn bei Pflanzen oder einem veränderten Zugverhalten der Vögel. Aufgrund der vielfältigen Wechselwirkungen ist es schwierig, die genauen Auswirkungen des Klimawandels auf einzelne Arten und Artengemeinschaften vorherzusagen. Eins ist jedoch gewiss:
Je intakter die Natur, desto widerstandsfähiger ist sie gegenüber den negativen Einflüssen des Klimawandels und desto flexibler kann sie reagieren!
Knapp 700 Naturschützerinnen und Naturschützer diskutieren gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland und Österreich, Naturschutzverbänden, Mitarbeitenden der hessischen Naturschutzverwaltungen und ehrenamtlich Aktiven im Naturschutz vor allem folgende Fragen:
- Wie reagieren unterschiedliche Artgruppen auf den Klimawandel?
- Welche Auswirkungen hat das auf unsere Biodiversität?
- Was kann und muss Naturschutzarbeit leisten, um Tiere und Pflanzen bei der Anpassung zu unterstützen?
Auf dem Programm der Tagung stehen Beiträge zu den aktuellen Klimaentwicklungen und -prognosen, zum Einfluss des Klimawandels auf Ökosysteme und einzelne Artengruppen und den daraus resultierenden Herausforderungen für den Naturschutz. Ein gemeinsamer Beitrag der Regierungspräsidien befasst sich mit Praxisbeispielen zu Klimaanpassungsmaßnahmen im Rahmen des Integrierten Klimaschutzplans Hessen 2025. Ein Beitrag zur ethischen Dimension der Zielkonflikte zwischen Klimaneutralität und Schutz der Biodiversität rundet das Programm ab.
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