SiMoN+: Seismisches Monitoring natürlicher und induzierter Seismizität im nördlichen Oberrheingraben
Jährlich treten im nördlichen Oberrheingraben zahlreiche natürliche seismische Erschütterungen auf. Diese sind von ihrer Intensität allerdings so schwach, dass sie von der Bevölkerung meistens nicht wahrgenommen werden. Alle paar Jahre kommt es zu stärkeren, überregional spürbaren Ereignissen mit größeren Magnituden. In den vergangenen Jahren kam es im Oberrheingraben vereinzelt auch zu seismischen Ereignissen (Mikrobeben), die durch menschliche Eingriffe in den tieferen Untergrund in Verbindung gebracht werden.
Mit dem Forschungsprojekt SiMoN+ wollen das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) im Verbund mit der Goethe Universität Frankfurt untersuchen, ob es einen Zusammenhang und eine Wechselwirkung zwischen natürlicher und menschlich induzierter Seismizität gibt. Übergeordnetes Ziel des Projekts ist es, die natürliche Seismizität in Südhessen zu untersuchen und zu charakterisieren. Hier soll ein hoch-auflösendes Monitoring-System installiert werden, um die natürliche Seismizität der Umgebung detailliert zu erfassen.
In diesem Zusammenhang wurde durch die Goethe Universität Frankfurt ein regionales Messnetz für ein seismisches Langzeitmonitoring im südhessischen Teil des nördlichen Oberrheingrabens aufgebaut. Die Ergebnisse des seismischen Monitorings werden vom HLNUG für die Öffentlichkeit online bereit gestellt.
Das Projekt SiMoN+ ist das Nachfolgeprojekt des SiMoN-Projektes (Seismisches Monitoring im Zusammenhang mit der geothermischen Nutzung des Nördlichen Oberrheingrabens), welches vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages unter der Fördernummer 0325359A/B bis Ende September 2015 gefördert wurde.
Messgebiet
Durch den Aufbau eines regionalen mikroseismischen Messnetzes, welches den nördlichen Oberrheingraben gut abdeckt, ermöglicht eine gute Detektions- und Lokalisierungsgenauigkeit. Ende 2020 wurde eine Erweiterung des SiMoN+-Projektes im Taunus mit vier kostengünstigen, temporären Messstationen installiert. Mehr
Ziele
Detaillierte Kenntnisse der natürlichen Untergrundbewegungen sind Voraussetzung, um Rückschlüsse auf das Verhalten der Erdkruste während eines menschlichen Eingriffs zu ziehen. Dazu müssen die Bewegungsmechanismen der Gesteinsschichten auf aktiven Störungszonen und die daraus sich verändernden Spannungsverhältnisse gemessen werden. Diese Informationen sind notwendig, um abzuschätzen, ob seismische Ereignisse überhaupt menschlich induziert sind.
Primäres Ziel ist die langfristige Auslegung eines Monitoring-Systems in Südhessen. Dieses System soll Datengrundlage für die Analyse der geologischen, tektonischen und hydraulischen Randbedingungen sowie deren Korrelation mit den Auslösemechanismen der Seismizität liefern. Um die natürliche Seismizität so detailliert wie möglich erfassen zu können, ist eine umfassende, d. h. mehrskalige Betrachtungsweise von seismischen Ereignissen notwendig. Überwacht werden in diesem Zusammenhang
• die aktuelle regionale Seismizität mit Magnituden Mʟ > 2,0
• mikroseismische Ereignisse der Magnituden Mʟ = 0,5 - 2,0
Für die Korrelation der Ergebnisse ist eine Verbindung des regionalen Messnetzes mit einem projektbezogenen Standortmonitoringnetz unerlässlich. Die Daten des SiMoN+ Monitoring-Systems werden in das am HLNUG bestehende seismische Online-Monitoring-Messnetz eingebunden. So können die Daten sinnvoll ausgewertet und analysiert werden.
Das HLNUG wird die gewonnenen seismischen Daten der Öffentlichkeit bereitstellen. Eingesehen werden können Live-Seismogramme und die zeitnahe Auswertung von seismischen Ereignissen.