
Bisphenol A
Bestimmung von Bisphenol A in hessischen Fließgewässern im Rahmen des Pflanzenschutzmittel-Monitorings 2007 bis 2012
Bisphenol A (BPA), dessen Erstsynthese 1891 erfolgte, wird seit ca. 50 Jahren im großtechnischen Maßstab hergestellt. Die weltweite Produktionsmenge betrug 2002 2,8 Mill. t. BPA ist ein Grundbaustein von Polycarbonat-Kunststoffen und Epoxidharzen. Beispiele für polycarbonathaltige Produkte sind die digitalen Speichermedien CD und DVD, Haushaltsprodukte wie Plastikschüsseln und Babyplastikflaschen. Epoxidharze werden im Nahrungsmittelbereich u.a. für Innenbeschichtungen von Konserven- und Getränkedosen oder auch in Folienverpackungen eingesetzt.
BPA hat nur eine geringe akute Giftigkeit. Die toxikologische Risikoabschätzung chronischer Effekte ist umstritten. Seit 1936 ist die östrogene Wirkung von BPA, die vermutlich mit seiner phenolischen Struktur zusammenhängt, bekannt. Damit gehört BPA zu einer umfangreichen Gruppe von Verbindungen, die aufgrund ihrer hormonartigen Wirkungen als endokrine Disrupturen bezeichnet werden. Die EU-Kommission verwendet dafür folgende Definition: Ein endokriner Disruptur ist ein exogener Stoff oder eine Mischung exogener Stoffe, die als Folge von Veränderungen der endokrinen Funktion schädliche gesundheitliche Wirkungen in einem intakten Organismus oder seiner Nachkommenschaft bzw. Populationen auslösen.
Die Aufnahme von BPA erfolgt hauptsächlich über die Nahrung. BPA wird über das Abwasser in die Oberflächengewässer eingetragen und somit sind Kläranlagen eine wichtige Eintragsquelle. Die weite Verwendung und ubiquitäre Verbreitung von BPA führt auch zu diffusen Einträgen in geringen, ökotoxikologisch jedoch relevanten Konzentrationen.
Im Rahmen des Risk Assessment der EU wurden neue PNEC-Werte (predicted no effect concentration) abgeleitet. Allerdings konnten in Untersuchungen an der Apfelschnecke Marisa cornuarietis in wesentlich niedrigeren Konzentration Wirkungen auf das Reproduktionssystem eines aquatischen Organismus nachgewiesen werden, sodass darauf aufbauend im Rahmen einer Studie für das Umweltbundesamt von 2007 eine Umweltqualitätsnorm von 0,0008 µg BPA/l vorgeschlagen wurde. Die Diskussion über die relevante Wirkungsschwelle bei Schnecken ist nach wie vor nicht abgeschlossen. Bei einer Neubewertung bestehender Untersuchungen oder neuen Erkenntnissen zur Wirkung von Bisphenol A , wäre ggf. die Umweltqualitätsnorm (UQN) anzupassen.
Der Umweltqualitätsnorm-Vorschlag (UQN-V) für Süßwasser lautet 1,5 µg/l.
Im Jahr 2007 wurde bei ca. einem Drittel der hessischen Pflanzenschutzmittel (PSM)-Gewässermessstellen ein PSM-Monitoring gemäß den Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie begonnen. Bisphenol A kann ohne wesentlichen Mehraufwand bei der Untersuchung bestimmter Pflanzenschutzmittelwirkstoffe mit erfasst werden.
Die Ergebnisse der Bisphenol A-Untersuchung 2007 bis 2009 und 2010 bis 2012 sind getrennt nach den Messstellen in Nord- und Südhessen tabellarisch zusammengefasst.
Die Lage der Messstellen und die Mittelwerte der Bisphenol A-Untersuchung sind der Karte zu entnehmen.
Die Ergebnisse zeigen zusammenfassend, dass vor allem Oberflächengewässer mit einem hohen Abwasseranteil im Fließgewässer höhere Belastungen aufweisen.