Wiesbaden, 03.09.2025 – Unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt hat es doppelt schwer: Zum einen können Tiere und Pflanzen mit dem fortschreitenden Klimawandel kaum mithalten, denn Lebensräume und ökologische Bedingungen verändern sich. Zum anderen droht Konkurrenz durch neue Arten, die bisher nicht bei uns heimisch waren: Ob Waschbär, Schwarzer Katzenwels oder Asiatische Hornisse – sie alle breiten sich nun hier aus, und das mit teils negativen Folgen für Mensch und Natur.
Dieser doppelten Herausforderung widmet sich heute die 9. Hessische Landesnaturschutztagung, die das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) dieses Jahr erstmals in Kooperation mit der Universität Marburg ausrichtet. „Ich freue mich sehr, dass wir auch dieses Jahr wieder zu einem Wissenstransfer und einer Vernetzung zwischen den Naturschutzakteuren in Hessen und darüber hinaus beitragen können. Ein besonderer Dank gilt daher an dieser Stelle der Universität Marburg, die uns dies ermöglicht hat,“ sagt HLNUG-Präsident Prof. Dr. Thomas Schmid. Er betont: „Durch den Klimawandel ist es bereits jetzt schon in Hessen 1,8 ° C wärmer geworden. Arten, die milde Winter und warme Sommer benötigen, finden dadurch nun auch in Hessen einen Lebensraum. Das hat Auswirkungen auf unsere Ökosysteme, aber auch auf unser Leben.“
Staatssekretär Michael Ruhl erklärte: „Es ist unsere Verantwortung als Gesellschaft, die Grundlage für widerstandsfähige Ökosysteme zu schaffen – denn sie regulieren den Wasserhaushalt, schützen vor Erosion und bieten Nahrung sowie Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Je intakter ein Lebensraum, desto besser kommen Arten mit Konkurrenz zurecht. Natur- und Klimaschutz ist gelebte Verantwortung für kommende Generationen.“
Über 300 Teilnehmer sind in die Marburger Universitätsbibliothek gekommen, um sich mit den derzeit drängendsten Fragen im Naturschutz zu beschäftigen: Wie wirken sich Klimawandel und invasive Arten auf unsere hessische Biodiversität aus und welche Auswirkungen hat wiederrum der Klimawandel auf die invasiven Arten? Wie gehen wir mit dieser doppelten Herausforderung in der Naturschutzarbeit um? Erläutert werden diese Fragen in zahlreichen Vorträgen hochkarätiger Referentinnen und Referenten aus den Bereichen Wissenschaft, Politik und Praxis.
Insgesamt 14 Expertinnen und Experten informieren in Vorträgen über den Klimawandel, den rechtlichen und politischen Umgang mit gebietsfremden Arten, den Einfluss des Klimawandels sowie die Auswirkungen von invasiven Arten auf unsere Biodiversität. Dabei werden auch einzelne Tierarten in den Fokus genommen, wie beispielweise der aus Nordamerika stammende Waschbär. Dieser ist nämlich ein Allesfresser, sehr anpassungsfähig und breitet sich sehr schnell aus. Für den Naturschutz ist das Tier deshalb relevant, weil auch bedrohte Tierarten, wie beispielsweise der Kiebitz, die Kreuzkröte oder der Kammmolch auf seinem Speiseplan stehen und er mittlerweile in ganz Hessen anzutreffen ist. Vorgestellt werden auch die neuesten Erkenntnisse zur Ausbreitung der Großen Drüsenameise, die inzwischen auch in Hessen riesige Kolonien bildet und dadurch Infrastruktur in Mitleidenschaft zieht. Außerdem wird ein Blick in Richtung Gewässer geworfen und am Beispiel von Krebsen und Amphibien gezeigt, inwieweit die Vielfalt unserer Gewässer durch neue Arten und den Klimawandel bedroht sind.
Hintergrund zur Landesnaturschutztagung
Die Hessische Landesnaturschutztagung hat sich seit der ersten Veranstaltung im Jahr 2016 zur größten Tagung zum Themenfeld Naturschutz in Hessen entwickelt. Im Jahr 2024 waren 500 Teilnehmende aus ganz Deutschland in der Kongresshalle in Gießen präsent, rund 400 Menschen haben zusätzlich digital teilgenommen. Im Jahr 2025 findet die Tagung bereits zum neunten Mal statt. Alle Vorträge der Veranstaltung können im Nachgang auch auf dem YouTube-Kanal des HLNUG unter www.youtube.com/@HLNUG_Hessen online angesehen werden.
Weitere Informationen
- Zur hessischen Landesnaturschutztagung: www.hlnug.de/landesnaturschutztaung
- Zu invasiven Arten: www.hlnug.de/invasive-arten
- Zum Klimawandel: www.hlnug.de/themen/klimawandel-und-anpassung