Trockenheit und Dürre in Hessen
Stand: 11.09.2025
Nach niederschlagsarmem und teils heißem August sind die Abflüsse an den Fließgewässern weiterhin unterdurchschnittlich
Witterung
Im August überwog eine heiße und niederschlagsarme Witterung. Ende August zog ein Regengebiet mit flächigen und signifikanten Niederschlägen über Hessen hinweg. Der September startete mit einer westlichen Wetterlage unbeständig, aber weiterhin sind die Niederschläge unterdurchschnittlich und die Temperaturen überdurchschnittlich. (Stand 09.09.2025)
Durchfluss
Aktuell liegen die Durchflüsse an rund 50 % der 107 hessischen Pegel unter MNQ und 49 % zwischen MNQ und MQ. Es liegt ein Pegel über MQ. Damit ist das Abflussgeschehen weiterhin unterdurchschnittlich. (Stand 09.09.2025)
Grundwasser
Aktuell weisen 12 % der Grundwassermessstellen hohe oder sehr hohe Grundwasserstände auf. 55 % der Grundwasserstände liegen im normalen Bereich. 28 % zeigen niedrige oder sehr niedrige Werte, 5 % haben keine aktuellen Daten. 11 % der Grundwassermessstellen weisen derzeit steigende Wasserstände auf, bei 80 % ist die Tendenz fallend. 4 % zeigen einen gleichbleibend stabilen Trend. Die übrigen haben keine aktuellen Daten (Stand 09.09.2025).
Bodenfeuchte
Bedingt durch die bis Ende August andauernde heiße und niederschlagsarme Witterung, trockneten die Böden in Hessen großflächig auch bis in tiefere Bereiche aus. Die ergiebigen Niederschläge zum Monatswechsel und die darauffolgende kühlere und feuchtere Periode zu Beginn des Septembers milderten die Trockenheit in den Oberböden wieder etwas ab.
Die Modellergebnisse im Bodenfeuchteviewer des Deutschen Wetterdienstes unter vorherrschender Landnutzung zeigen kein einheitliches Bild. Für Süd- und Mittelhessen werden dort allgemein höhere Feuchten in den Oberböden modelliert als im nördlichen Hessen. Diese Zweiteilung wird allerdings stark durch den Einfluss der Vegetation überlagert, so dass die nutzbaren Feldkapazitäten auf landwirtschaftlich genutzten Standorten derzeit tendenziell höher ausfallen als unter Wald.
Generell können leichte Böden mit hohem Sandanteil (z.B. in der Mainebene und im hessischen Ried) vergleichsweise weniger Wasser speichern als tiefgründige und schwerere Schluff- und Lehmböden und sind dadurch anfälliger für Bodentrockenheit (Stand: 11.09.2025).
Weitere Entwicklung
Die weitere Entwicklung der Wasserstände in Grund- und Oberflächengewässern sowie der Bodenfeuchte ist vom zukünftigen Witterungsgeschehen abhängig.
Tagesaktuelle Daten können den jeweiligen Webseiten entnommen werden:
aktuelle Wasserstands- und Durchflusswerte an Fließgewässern
Weitere hydrologische Größen zur Beschreibung der Situation in Hessen finden Sie nachstehend.
Im August führte eine Hitzewelle nochmals zu einer teils extremen Wärmebelastung, ehe in der letzten Dekade des Monats frische Nächte für Abkühlung sorgten. Dabei blieb es wochenlang trocken. Im Monatsmittel waren die Temperaturen überdurchschnittlich und bei gleichzeitig unterdurchschnittlichen Niederschlägen dauert die Niedrigwassersituation an vielen hessischen Gewässern an.
Niederschlag
In Hessen fielen im August landesweite durchschnittlich rund 34 l/m² Regen, was unterdurchschnittlich gegenüber der Referenzperiode 1961-1991 mit 70 l/m² als auch der Referenzperiode 1991-2020 mit 68 l/m² ist. [Datengrundlage: Deutscher Wetterdienst].
Mittlere Lufttemperatur
Im landesweiten Mittel lag die Lufttemperatur bei 18,2 °C. Die Temperatur war damit über dem langjährigen Durchschnitt von 1961-1991 (16,4 °C) und im Bereich von 1991-2020 (17,8 °C). [Datengrundlage: Deutscher Wetterdienst].
Durchfluss an den Fließgewässern
Hessische Fließgewässer führten im August 2025 unterdurchschnittlich viel Wasser, wie die Auswertung von elf Referenzpegeln zeigt. So lagen die Durchflüsse circa 35 % unter dem langjährigen Mittel von 1991 bis 2020. Seit 7 Monaten sind die Durchflüsse unterdurchschnittlich.
Grundwassersituation
Im August bewegten sich die Grundwasserstände in Hessen an 57 % der Messstellen auf einem normalen Niveau (Vormonat 54 %). 16 % der Messstellen wiesen niedrige Grundwasserstände auf (Vormonat 16 %). Sehr niedrige Grundwasserstände wurden an 8 % der Messstellen beobachtet (Vormonat 10 %). Hohe oder sehr hohe Grundwasserstände wurden an 12 % bzw. 5 % der Messstellen registriert (Vormonat 9 % bzw. 7 %). An 2 % der Messstellen lagen keine aktuellen Daten vor.
Detailliertere Informationen zur aktuellen Grundwassersituation in Hessen
Weitere und detailliertere Informationen über vergangene Monate in Hessen finden Sie in den Wasserwirtschaftlichen Monatsberichten
Unter Dürre versteht man einen Mangel an Wasser, welcher durch geringe Niederschläge, erhöhte Temperaturen oder Wind verursacht wird. Entsprechend ihrer Auswirkungen gibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) unterschiedliche Bezeichnungen heraus. Es gibt:
Meteorologische Dürre: Ein bis zwei Monate trockener als üblich.
Landwirtschaftliche Dürre: Zwei und mehr Monate zu trocken. Die Folge sind Ernteeinbußen infolge unzureichender Wasserversorgung der Pflanzen.
Hydrologische Dürre: Ab vier Monaten. Betroffen sind Pegel und Grundwasser. Die Wasserstände fallen unter einen Normalwert. Wasserreserven im Grundwasser, in Seen und Talsperren fallen unter statistische Kennwerte.
Darüber hinaus existieren je nach Anwendungsbereich weitere Definitionen, z. B. sozioökonomische Dürre oder forstwirtschaftliche Dürre.
Eine weitere Möglichkeit festzustellen, ob eine Dürre vorliegt, bietet der Standardisierte Niederschlagsindex (SPI)
Je nach Jahreszeit (Winter- oder Sommerhalbjahr) wirkt sich eine länger andauernde Trockenheit sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Wirkbereiche (Vegetation, Böden, Oberflächengewässer, Grundwasser) aus. Auch die Reaktionszeit einer Trockenheit stellt sich für die verschiedenen Wirkbereiche sehr unterschiedlich dar. Ausführliche Informationen finden Sie nachstehend.
Je nach Jahreszeit (Winter- oder Sommerhalbjahr) wirkt sich eine länger andauernde Trockenheit sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Wirkbereiche (Vegetation, Böden, Oberflächengewässer, Grundwasser) aus. Eine sommerliche Dürre wirkt sich vor allem auf die Vegetation (Landwirtschaft, Wälder etc.) und die Oberflächengewässer negativ aus, während sie verhältnismäßig wenig Einfluss auf die Grundwasserneubildung hat. Denn diese findet in der Regel im Winterhalbjahr statt. Selbst wenn es im Sommerhalbjahr durchschnittlich viel regnet, fallen die Grundwasserstände üblicherweise bis in den Herbst hinein. Fallende Grundwasserstände im Sommerhalbjahr sind daher der Regelfall und nicht die Folge einer sommerlichen Dürre. Umgekehrt ist eine winterliche Trockenheit weniger problematisch für die in dieser Jahreszeit ruhende Vegetation. Für das Grundwasser ist dagegen eine winterliche Trockenheit sehr negativ.
Auch die Reaktionszeit einer Trockenheit stellt sich für die verschiedenen Wirkbereiche sehr unterschiedlich dar. Wenn eine Trockenheit einsetzt, machen sich die Auswirkungen in der Natur unterschiedlich schnell bemerkbar. Bei ausbleibendem Niederschlag nimmt zuerst die Bodenfeuchte in den oberen Bodenschichten relativ schnell ab, so dass die Landwirtschaft und die Pflanzen schnell Probleme bekommen und die Waldbrandgefahr ansteigt. Auch die Fließgewässer führen relativ schnell weniger Wasser. Deutlich länger braucht es bis die tieferen Bodenschichten austrocknen. Wenn das der Fall ist, bekommen erst die tiefer wurzelnden Bäume und Wälder Probleme. Im Grundwasser dauert es in der Regel am längsten, bis sich die Trockenheit bemerkbar macht, da es lange dauert bis der Niederschlag (im Winterhalbjahr) bis zum Grundwasser gelangt. Dabei reagieren zunächst Quellen mit kleinen Einzugsgebieten und flache Grundwasserleiter in Mittelgebirgslagen. Ein mächtiger Porengrundwasserleiter, wie ihn das Hessische Ried darstellt, reagiert dagegen viel träger.
Die im HLNUG durchgeführten Betrachtungen beziehen sich hauptsächlich auf die Meteorologische Dürre und die Hydrologische Dürre. Bei den Betrachtungen zur Hydrologischen Dürre werden aktuelle Wasserstandsdaten von Gewässer- und Grundwassermessstellen und aktuelle Durchflüsse in den Fließgewässern ausgewertet und mit langjährigen statistischen Daten, wie beispielsweise den langjährigen mittleren Wasserständen (MW) und Durchfüssen (MQ), den langjährigen mittleren Niedrigwasserdurchflüssen (MNQ), in Beziehung gesetzt. Erläuterungen zu den statistischen Kennwerten finden sich hier und im Leitfaden zur Hydrometrie des Bundes und der Länder
Auswirkungen von Dürre auf die Umwelt
Welche negativen Auswirkungen von Dürren auf einzelne Umweltkomponenten, wie z. B. die Gewässerökologie, die Fließgewässer, den Boden oder das Grundwasser, können auftreten?
Maßnahmen um Folgen von Dürren abzumindern
Maßnahmen die jeder einzelne ergreifen kann, um die Folgen von Dürren abzumindern, sind vielfältig. Von Auffangbehältern bis zu optimierter Bewässerung - jeder kann etwas tun.
Auswirkungen des Klimawandels auf das Auftreten von Dürren
Welche Veränderung im Temperaturregime wurden in Hessen bereits beobachtet? Wie wirkt sich der Klimawandel auf das Grundwasser aus? Welche Veränderungen werden für die Zukunft projiziert? Diesen Fragen geht das HLNUG nach.

Interaktiven Webportal "Wetterextreme in Hessen"
Im interaktiven Webportal "Wetterextreme in Hessen" werden Wetterdaten der Vergangenheit ausgewertet und interaktiv dargestellt. Gleichzeitig wird angezeigt, ob die Zeitreihen einen Trend aufweisen.
Für Klimastationen in und um Hessen lassen sich hier aktuelle und langzeitliche Klimainformationen abrufen. Hessen ist damit das erste Bundesland, das Statistiken über Wetterextreme einfach zugänglich und visuell ansprechend aufbereitet bereitstellt.
Fragen wie z. B. "Gab es auch früher schon so extreme Trockenzeiten wie im letzten Sommer?", "Wann hatten wir den letzten richtig heißen Sommer?" oder "Wann lag am wenigsten Schnee auf der Wasserkuppe?", können damit beantwortet werden.
Der Deutsche Wetterdienst stellt mehrere deutschlandweite Produkte zur Verfügung:
den interaktiven Bodenfeuchte-Viewer
den Bodenfeuchtebericht
(wöchentliche Zusammenfassung der Bodenfeuchte)
Wichtige Begriffe im Zusammenhang mit der Bodenfeuchte
Eine Volumeneinheit Boden besteht zu etwa 50 % aus festen Bestandteilen (Mineralpartikel und organischer Substanz) die ein System von Hohlräumen (Poren) bilden. Diese Poren können mit Luft oder Wasser gefüllt sein.
Die Bodenfeuchte beschreibt, wieviel Prozent dieser Poren mit Wasser gefüllt sind – aber nicht die absolute Wassermenge. So sind bei einer Bodenfeuchte von 100 % alle Poren komplett mit Wasser gefüllt.
Für die Wasserspeicherung ist nicht allein die Bodenfeuchte entscheidend, sondern die Größe der Poren spielt eine wichtige Rolle. Große Partikel (wie z. B. Sand bei den sogenannten leichten Böden) bilden weite Poren durch die das Wasser schnell versickern kann, feine Bodenpartikel (wie z. B. Tonteilchen bei den sogenannten schweren Böden) bilden engere Poren, die das Wasser besser gegen das Versickern schützen. Allerdings können die Wurzeln in sehr enge Poren schlechter bis gar nicht eindringen und dadurch die Pflanze nur schlecht mit Wasser versorgen.
Als eine wichtige Größe für das Pflanzenwachstum gilt die nutzbare Feldkapazität (nFK), also der Anteil des Wassers, der auf der einen Seite gegen das schnelle Versickern im Boden gehalten werden kann, der aber auf der anderen Seite auch durch die Wurzeln aufnehmbar ist. Als optimale Bodenfeuchte für das Pflanzenwachstum kann eine nFK von 50-80 % angesehen werden.
Zur Beschreibung des Niederschlagsdefizits eignet sich der Standardisierte Niederschlagsindex SPI (Standardized Precipitation Index). Er ist nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) einer der gebräuchlichsten klimatologischen Niederschlagsindizes zur Identifikation von Niederschlagsüberschüssen und -defiziten.
Der SPI wird für verschiedene Zeitskalen (monatlich, viertel-, halb- und ganzjährig) berechnet, wobei gleitende Niederschlagsmittel gebildet und im Kontext zu langjährigen Werten aus mindestens 30-jährigen gemessenen Zeitreihen betrachtet werden.
Als Dürre wird die Andauer einer SPI-Periode bezeichnet, in welcher der Wert -1 erreicht (vergl. Tabelle 1) bzw. unterschritten.
Auf der Seite vom DWD wird der SPI für Deutschland flächendeckend in einer Karte dargestellt. Es können dabei unterschiedliche Monate und Zeiträume eingestellt werden.