Dürre in Hessen
Stand: 13.06.2025
Regenphase um den Monatswechsel herum entspannt die Trockensituation
Witterung
Im Zeitraum von Ende Mai bis Anfang Juni überquerten Tiefdruckausläufer Deutschland und brachten auch in weiten Teilen Hessen Regen mit sich. Konzentrierten sich die Niederschlagsschwerpunkte Ende Mai noch auf einzelne Region, zum Bespiel Teile des Odenwalds, wo am 28.05. rund 41 l/m² fielen, brachten Tiefdruckgebiete Anfang Juni oft flächige Niederschläge mit sich. Im Zeitraum von 25.5. bis 8.6. fielen Hessenweit rund 75 l/m², was ungefähr der Regenmenge entspricht die sonst im Juni fällt. (Stand 12.06.2025)
Durchflüsse
Aktuell liegen die Durchflüsse an rund 17 % der 106 hessischen Pegel unter MNQ und 82 % zwischen MNQ und MQ. Damit gestaltet sich das Abflussgeschehen konstant niedrig, wobei die flächigen Niederschläge vorübergehende für eine Entspannung der Niedrigwassersituation gesorgt haben. (Stand 13.06.2025)
Grundwasser
Aktuell weisen 24 % der Grundwassermessstellen hohe oder sehr hohe Grundwasserstände auf. 50 % der Grundwasserstände liegen im normalen Bereich. 20 % zeigen niedrige oder sehr niedrige Werte, 6 % haben keine aktuellen Daten. 40 % der Grundwassermessstellen weisen derzeit steigende Wasserstände auf, bei 47 % ist die Tendenz fallend. 9 % zeigen einen gleichbleibend stabilen Trend. Die übrigen haben keine aktuellen Daten (Stand 12.06.2025).
Bodenfeuchte
Die anhaltende trockene Witterung und der ansteigende Wasserbedarf der Vegetation sorgten auch im zweiten Teil des Monats Mai für einen weiteren Rückgang der Bodenfeuchten in großen Teilen Hessens. Die Modellergebnisse im Bodenfeuchteviewer des Deutschen Wetterdienstes zeigen deshalb fast flächendeckende Abnahmen des pflanzenverfügbaren Bodenwassers (teilweise 20 % bis < 10 % nutzbare Feldkapazität) im ersten Meter mit einhergehendem Trockenstress für die Vegetation.
Durch die großflächigen und ergiebigen Niederschläge Anfang des Monats stiegen die Bodenfeuchten in den obersten 10-20 cm allerdings wieder an, so dass aktuell zumindest die meisten Oberböden durchfeuchtet sind.
Generell sind die Regionen mit leichteren und sandigen Böden, die ein vergleichsweises geringeres Wasserspeichervermögen aufweisen (z.B. Böden in der Mainebene und im hessischen Ried) anfälliger für Bodentrockenheit, als andere Gebiete mit tiefgründigen Schluff- und Lehmböden und hoher Wasserspeicherung. (Stand 13.06.2025).
Weitere Entwicklung
Die weitere Entwicklung der Wasserstände in Grund- und Oberflächengewässern sowie der Bodenfeuchte ist vom zukünftigen Witterungsgeschehen abhängig.
Tagesaktuelle Daten können den jeweiligen Webseiten entnommen werden:
aktuelle Wasserstands- und Durchflusswerte an Fließgewässern
Weitere hydrologische Größen zur Beschreibung der Situation in Hessen finden Sie nachstehend.
Im Mai 2025 gab es in Hessen deutliche Temperaturunterschiede: Während in Mittel- und Osthessen bis zu einige Frosttage registriert wurden – meldete das Rhein-Main-Gebiet einen Sommertag. Im landesweiten Mittel lag die Lufttemperatur ungefähr 1 °C über dem langjährigen Mittel und mit deutlich unterdurchschnittlichen Monatsniederschlägen war es zu trocken gewesen.
Niederschlag
Der landesweite Mittelwert des Niederschlags lag bei etwa 49 l/m² und war damit unterdurchschnittlich verglichen mit der Referenzperiode 1961 bis 1991. Die wenigen nennenswerte Niederschläge fielen besonders an einzelne Tage in der zweiten Monatshälfte. [Datengrundlage: Deutscher Wetterdienst].
Mittlere Lufttemperatur
Im landesweiten Mittel lag die Lufttemperatur bei 13,2 °C und ungefähr 1°C über dem langjährigen Durchschnitt von 1961 bis 1991. [Datengrundlage: Deutscher Wetterdienst].
Durchfluss an den Fließgewässern
Hessische Fließgewässer führten im Mai 2025 unterdurchschnittlich viel Wasser, wie die Auswertung von elf Referenzpegeln zeigt. So lagen die Durchflüsse circa 38 % unter dem langjährigen Mittel von 1991 bis 2020.
Grundwassersituation
Im Mai bewegten sich die Grundwasserstände in Hessen an 49 % der Messstellen auf einem normalen Niveau. 12 % der Messstellen wiesen niedrige Grundwasserstände auf. Sehr niedrige Grundwasserstände wurden an 13 % der Messstellen beobachtet. Hohe oder sehr hohe Grundwasserstände wurden an 17 % bzw. 7 % der Messstellen registriert. An 2 % der Messstellen lagen keine aktuellen Daten vor. Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Grundwasserstände im Monatsmittel im Mai an 83 % der Messstellen auf einem niedrigeren Niveau.
Detailliertere Informationen zur aktuellen Grundwassersituation in Hessen
Weitere und detailliertere Informationen über vergangene Monate in Hessen finden Sie in den Wasserwirtschaftlichen Monatsberichten
Unter Dürre versteht man einen Mangel an Wasser, welcher durch geringe Niederschläge, erhöhte Temperaturen oder Wind verursacht wird. Entsprechend ihrer Auswirkungen gibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) unterschiedliche Bezeichnungen heraus. Es gibt:
Meteorologische Dürre: Ein bis zwei Monate trockener als üblich.
Landwirtschaftliche Dürre: Zwei und mehr Monate zu trocken. Die Folge sind Ernteeinbußen infolge unzureichender Wasserversorgung der Pflanzen.
Hydrologische Dürre: Ab vier Monaten. Betroffen sind Pegel und Grundwasser. Die Wasserstände fallen unter einen Normalwert. Wasserreserven im Grundwasser, in Seen und Talsperren fallen unter statistische Kennwerte.
Darüber hinaus existieren je nach Anwendungsbereich weitere Definitionen, z. B. sozioökonomische Dürre oder forstwirtschaftliche Dürre.
Eine weitere Möglichkeit festzustellen, ob eine Dürre vorliegt, bietet der Standardisierte Niederschlagsindex (SPI)
Je nach Jahreszeit (Winter- oder Sommerhalbjahr) wirkt sich eine länger andauernde Trockenheit sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Wirkbereiche (Vegetation, Böden, Oberflächengewässer, Grundwasser) aus. Auch die Reaktionszeit einer Trockenheit stellt sich für die verschiedenen Wirkbereiche sehr unterschiedlich dar. Ausführliche Informationen finden Sie nachstehend.
Je nach Jahreszeit (Winter- oder Sommerhalbjahr) wirkt sich eine länger andauernde Trockenheit sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Wirkbereiche (Vegetation, Böden, Oberflächengewässer, Grundwasser) aus. Eine sommerliche Dürre wirkt sich vor allem auf die Vegetation (Landwirtschaft, Wälder etc.) und die Oberflächengewässer negativ aus, während sie verhältnismäßig wenig Einfluss auf die Grundwasserneubildung hat. Denn diese findet in der Regel im Winterhalbjahr statt. Selbst wenn es im Sommerhalbjahr durchschnittlich viel regnet, fallen die Grundwasserstände üblicherweise bis in den Herbst hinein. Fallende Grundwasserstände im Sommerhalbjahr sind daher der Regelfall und nicht die Folge einer sommerlichen Dürre. Umgekehrt ist eine winterliche Trockenheit weniger problematisch für die in dieser Jahreszeit ruhende Vegetation. Für das Grundwasser ist dagegen eine winterliche Trockenheit sehr negativ.
Auch die Reaktionszeit einer Trockenheit stellt sich für die verschiedenen Wirkbereiche sehr unterschiedlich dar. Wenn eine Trockenheit einsetzt, machen sich die Auswirkungen in der Natur unterschiedlich schnell bemerkbar. Bei ausbleibendem Niederschlag nimmt zuerst die Bodenfeuchte in den oberen Bodenschichten relativ schnell ab, so dass die Landwirtschaft und die Pflanzen schnell Probleme bekommen und die Waldbrandgefahr ansteigt. Auch die Fließgewässer führen relativ schnell weniger Wasser. Deutlich länger braucht es bis die tieferen Bodenschichten austrocknen. Wenn das der Fall ist, bekommen erst die tiefer wurzelnden Bäume und Wälder Probleme. Im Grundwasser dauert es in der Regel am längsten, bis sich die Trockenheit bemerkbar macht, da es lange dauert bis der Niederschlag (im Winterhalbjahr) bis zum Grundwasser gelangt. Dabei reagieren zunächst Quellen mit kleinen Einzugsgebieten und flache Grundwasserleiter in Mittelgebirgslagen. Ein mächtiger Porengrundwasserleiter, wie ihn das Hessische Ried darstellt, reagiert dagegen viel träger.
Die im HLNUG durchgeführten Betrachtungen beziehen sich hauptsächlich auf die Meteorologische Dürre und die Hydrologische Dürre. Bei den Betrachtungen zur Hydrologischen Dürre werden aktuelle Wasserstandsdaten von Gewässer- und Grundwassermessstellen und aktuelle Durchflüsse in den Fließgewässern ausgewertet und mit langjährigen statistischen Daten, wie beispielsweise den langjährigen mittleren Wasserständen (MW) und Durchfüssen (MQ), den langjährigen mittleren Niedrigwasserdurchflüssen (MNQ), in Beziehung gesetzt. Erläuterungen zu den statistischen Kennwerten finden sich hier und im Leitfaden zur Hydrometrie des Bundes und der Länder
Auswirkungen von Dürre auf die Umwelt
Welche negativen Auswirkungen von Dürren auf einzelne Umweltkomponenten, wie z. B. die Gewässerökologie, die Fließgewässer, den Boden oder das Grundwasser, können auftreten?
Maßnahmen um Folgen von Dürren abzumindern
Maßnahmen die jeder einzelne ergreifen kann, um die Folgen von Dürren abzumindern, sind vielfältig. Von Auffangbehältern bis zu optimierter Bewässerung - jeder kann etwas tun.
Auswirkungen des Klimawandels auf das Auftreten von Dürren
Welche Veränderung im Temperaturregime wurden in Hessen bereits beobachtet? Wie wirkt sich der Klimawandel auf das Grundwasser aus? Welche Veränderungen werden für die Zukunft projiziert? Diesen Fragen geht das HLNUG nach.

Interaktiven Webportal "Wetterextreme in Hessen"
Im interaktiven Webportal "Wetterextreme in Hessen" werden Wetterdaten der Vergangenheit ausgewertet und interaktiv dargestellt. Gleichzeitig wird angezeigt, ob die Zeitreihen einen Trend aufweisen.
Für Klimastationen in und um Hessen lassen sich hier aktuelle und langzeitliche Klimainformationen abrufen. Hessen ist damit das erste Bundesland, das Statistiken über Wetterextreme einfach zugänglich und visuell ansprechend aufbereitet bereitstellt.
Fragen wie z. B. "Gab es auch früher schon so extreme Trockenzeiten wie im letzten Sommer?", "Wann hatten wir den letzten richtig heißen Sommer?" oder "Wann lag am wenigsten Schnee auf der Wasserkuppe?", können damit beantwortet werden.
Der Deutsche Wetterdienst stellt mehrere deutschlandweite Produkte zur Verfügung:
- den interaktiven Bodenfeuchte-Viewer
- eine aktuelle Bodenfeuchteanalyse
- Zeitlicher Verlauf der Bodenfeuchte
- den Bodenfeuchtebericht
(wöchentliche Zusammenfassung der Bodenfeuchte)
Wichtige Begriffe im Zusammenhang mit der Bodenfeuchte
Eine Volumeneinheit Boden besteht zu etwa 50 % aus festen Bestandteilen (Mineralpartikel und organischer Substanz) die ein System von Hohlräumen (Poren) bilden. Diese Poren können mit Luft oder Wasser gefüllt sein.
Die Bodenfeuchte beschreibt, wieviel Prozent dieser Poren mit Wasser gefüllt sind – aber nicht die absolute Wassermenge. So sind bei einer Bodenfeuchte von 100 % alle Poren komplett mit Wasser gefüllt.
Für die Wasserspeicherung ist nicht allein die Bodenfeuchte entscheidend, sondern die Größe der Poren spielt eine wichtige Rolle. Große Partikel (wie z. B. Sand bei den sogenannten leichten Böden) bilden weite Poren durch die das Wasser schnell versickern kann, feine Bodenpartikel (wie z. B. Tonteilchen bei den sogenannten schweren Böden) bilden engere Poren, die das Wasser besser gegen das Versickern schützen. Allerdings können die Wurzeln in sehr enge Poren schlechter bis gar nicht eindringen und dadurch die Pflanze nur schlecht mit Wasser versorgen.
Als eine wichtige Größe für das Pflanzenwachstum gilt die nutzbare Feldkapazität (nFK), also der Anteil des Wassers, der auf der einen Seite gegen das schnelle Versickern im Boden gehalten werden kann, der aber auf der anderen Seite auch durch die Wurzeln aufnehmbar ist. Als optimale Bodenfeuchte für das Pflanzenwachstum kann eine nFK von 50-80 % angesehen werden.
Zur Beschreibung des Niederschlagsdefizits eignet sich der Standardisierte Niederschlagsindex SPI (Standardized Precipitation Index). Er ist nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) einer der gebräuchlichsten klimatologischen Niederschlagsindizes zur Identifikation von Niederschlagsüberschüssen und -defiziten.
Der SPI wird für verschiedene Zeitskalen (monatlich, viertel-, halb- und ganzjährig) berechnet, wobei gleitende Niederschlagsmittel gebildet und im Kontext zu langjährigen Werten aus mindestens 30-jährigen gemessenen Zeitreihen betrachtet werden.
Als Dürre wird die Andauer einer SPI-Periode bezeichnet, in welcher der Wert -1 erreicht (vergl. Tabelle 1) bzw. unterschritten.
Auf der Seite vom DWD wird der SPI für Deutschland flächendeckend in einer Karte dargestellt. Es können dabei unterschiedliche Monate und Zeiträume eingestellt werden.