Wiesbaden, 15.02.2024 – Es geht wieder los – die hessischen Rotmilane machen sich auf den Rückweg aus ihren Winterquartieren und steuern mit Vollgas ihre Brutplätze in Hessen an. Einige Tiere verweilen noch in Portugal oder Zentral-Spanien, andere haben sich vor zwölf Tagen auf den Weg zu uns nach Hessen gemacht: Sie haben bereits die Pyrenäen überquert und navigieren nun über Frankreich nach Nordost. Das erste Tier ist schon im Rheintal bei Koblenz angekommen.
Aber woher weiß man so genau, wo die Rotmilane sich gerade aufhalten und wie schnell sie fliegen? Die Arbeitsgruppe Naturschutz um Prof. Dr. Nina Farwig an der Philipps-Universität Marburg hat in den letzten Jahren Rotmilane mit GPS-Sendern ausgestattet, die es den Ornithologinnen und Ornithologen erlauben, Aussagen zu Raumnutzung und Flugaktivität zu gewinnen und für ökologische oder naturschutzfachliche Fragestellungen auszuwerten. Daher weiß das Team, dass die Rotmilane für den Rückweg im Schnitt 14 Tage benötigen und dabei etwa 160 km pro Tag zurücklegen. Um genaue Informationen zum Flugverhalten von Rotmilanen in Raum und Zeit zu gewinnen, wurde bereits vor einigen Jahren ein vom Lore-Steubing-Institut (LSI) gefördertes Projekt mit dem Akronym „RoniaH“ gestartet. Dieses hat zum Ziel, das Flugverhalten der roten Gabelweihe, wie der Rotmilan wegen seines gegabelten Schwanzes auch genannt wird, über verschiedenen Landnutzungstypen in Hessen auszuwerten und so Schutzmaßnahmen für die hessische Verantwortungsart abzuleiten.
Innerhalb der Arbeitsgruppe werden aktuell die Flughöhen der Rotmilane über Wald und Offenland ausgewertet, um konkrete Empfehlungen zur Minimierung der potenziellen Kollisionsgefahr im Nahbereich von Windkraftanlagen zu entwickeln. Ziel des Projekts ist es, einen Beitrag zu einem nachhaltigen Ausbau der Windenergie in Hessen bei gleichzeitigem Schutz des Rotmilans zu erreichen. So soll es dabei helfen, der Verantwortungsart Rotmilan unter die Flügel zu greifen.
Hintergrund Lore-Steubing-Institut
Das im Jahr 2021 gegründete LSI ist das bundesweit erste Institutionen-übergreifende Forschungsinstitut unter direkter Einbindung einer technisch-wissenschaftlichen Umweltbehörde. Das LSI bündelt das ökologische Fachwissen aus den hessischen Forschungseinrichtungen systematisch und institutionell und verknüpft es mit der Naturschutzpraxis. Gemeinsam führen die Partner des LSI angewandte Forschungsprojekte zu relevanten Naturschutz- und Biodiversitätsthemen durch, vermitteln Fachwissen zu Naturschutz und Biodiversität in öffentliche Bereiche Hessens und beraten die Politik. Die Geschäftsstelle des LSI ist beim HLNUG im Zentrum für Artenvielfalt angesiedelt.
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