Wiesbaden, 16.05.2025 – Ein enges Straßennetz, Schottergärten und Mähroboter, fehlende Hecken und Säume in der Landschaft – Igel haben es auch in Hessen zunehmend schwer. Zusätzlich machen warme Winter dem kleinen Winterschläfer zu schaffen. In der Roten Liste der Säugetiere Hessens von 2023 wurde der Igel bereits auf die Vorwarnliste gesetzt. Wenig später stufte die Weltnaturschutzunion (IUCN) in ihrer 2024 veröffentlichten Roten Liste der bedrohten Arten den Igel erstmals auf internationaler Ebene als "potenziell gefährdet" ein.
Das Zentrum für Artenvielfalt (ZfA) möchte nun wissen, wie es um die stacheligen Insektenfresser in Hessen steht. In Anlehnung an das bundesweite Monitoring-Projekt „Deutschland sucht Igel und Maulwurf“ ruft das ZfA im Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in einem bundesweit abgestimmten Aktionszeitraum vom 16. bis 26. Mai zur Meldung von Igeln in Hessen auf. „Wir freuen uns über alle, die sich an der Aktion beteiligen und im genannten Zeitraum ganz besonders intensiv in ihrem Garten oder bei Spaziergängen nach Igeln Ausschau halten, um uns ihre Beobachtungen zu melden“, so die Biologin Irene Glatzle vom HLNUG.
Selbstverständlich können auch weiterhin das ganze Jahr über Igelbeobachtungen im Meldeportal des HLNUG erfasst werden. Der zusätzliche elftägige Aktionszeitraum ermöglicht aber eine bessere Auswertung und Vergleichbarkeit der Daten, sodass langfristig verlässlichere Aussagen zu Verbreitung, Bestandsentwicklung und möglichen Schutzmaßnahmen getroffen werden können. Der Aktionszeitraum ist nicht zufällig gewählt, denn im Mai beginnt bei den Igeln die Paarungszeit. Sie sind daher besonders aktiv und verraten sich nicht selten durch geräuschvolles Schnaufen oder Fauchen. Insbesondere in der Dämmerung lohnt es sich nach Igeln Ausschau zu halten. Zu finden sind die Tiere dann insbesondere in naturnahen Gärten, in Parks oder generell auf Grünflächen.
Die gewonnenen Daten sollen sowohl für Hessen ausgewertet werden, als auch in das bundesweite Monitoring-Projekt einfließen, an dem u. a. die Deutsche Wildtier Stiftung, NABU|naturgucker und das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung beteiligt sind. „Für uns sind alle Beobachtungen wichtig, egal ob gesunde, verletzte oder tote Igel, ob Einzeltiere oder ganze Familien“ so Frau Glatzle. Besonders wertvoll sind für die Forschenden Fundmeldungen außerhalb der Siedlungsbereiche und in den ländlichen Regionen in Mittel- und Nordhessen sowie in Spessart, Taunus und Odenwald. Hier wurden bisher nur wenige Igel gemeldet. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass die Tiere dort nicht vorkommen, da sie außerhalb von Siedlungen auch schwerer zu beobachten sind.
Mit regelmäßigen Meldeaktionen im Frühjahr und Herbst soll in den kommenden Jahren die Datenlage weiter verbessert werden. Wer den Kalender zur Hand hat, kann sich auch schon den nächsten Aktionszeitraum vom 19. bis 29. September 2025 vormerken.
Hintergrund
Im Jahr 2024 beteiligten sich bereits rund 1.200 Bürgerinnen und Bürger an dem hessischen Citizen Science Projekt. Rund 1.500 Meldeeinträge mit 2.500 beobachteten Igeln (Mehrfachmeldungen eingeschlossen) sind über das Meldeportal beim HLNUG eingegangen. Nach einem Jahr lassen die Daten noch keine tiefergehenden Auswertungen zu, aber sie belegen zumindest, wo es in Hessen in jedem Fall noch Igelvorkommen gibt.
Igelfreundlicher Garten
Mit dem Frühjahr beginnt auch die Gartensaison. Wer den eigenen Garten igelfreundlich gestalten möchte, sollte für naturnahe Strukturen mit vielen Nischen und Verstecken sorgen, keine Chemie verwenden und auf die Vielfalt heimischer Pflanzen setzen. Auch durchlässige Zäune sind wichtig, damit die Igel von Garten zu Garten wandern können. Ausführliche Igeltipps zum Thema Garten sind auf der Internetseite des HLNUG zu finden.
Weitere Informationen:
Igel melden: hlnug.de/igelmelden
Wissenswertes zum Igel: hlnug.de/igel