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Grundwassersituation im Juli 2025: Niederschläge sorgen bei oberflächennahen Messstellen für steigende Grundwasserständen, ansonsten verbreitet rückläufige Grundwasserstände
Nachfolgend wird ein kurzer Überblick über das zurückliegende hydrologische Winterhalbjahr, das aktuelle hydrologische Sommerhalbjahr und das hydrologische Jahr im gesamten gegeben. Im Anschluss wird die aktuelle Grundwassersituation des Monats in Hessen betrachtet sowie eine Prognose gestellt.
Aktuelle Grundwassermesswerte finden Sie im Messdatenportal.
Hydrologisches Winterhalbjahr, Sommerhalbjahr und Jahr
Für die Regeneration des Grundwassers ist das von November bis Ende April andauernde hydrologische Winterhalbjahr von besonderer Bedeutung. In dieser Zeit, in der die Vegetation ruht und die Verdunstung wegen der niedrigeren Temperaturen geringer als im Sommerhalbjahr ausfällt, kann das Niederschlagswasser größtenteils versickern. Durch die einsetzende Grundwasserneubildung steigen die Grundwasserstände in der Regel an, sofern ausreichend Niederschlag fällt. Im zurückliegenden Winterhalbjahr lag die Niederschlagsmenge mit insgesamt 293 mm allerdings 18 % (64 mm) unterhalb des langjährigen Mittelwerts 1991–2020. Trotz dessen lagen Ende April noch etwa Drei Viertel der Messstellen im normalen bis sehr hohen Bereich, was auf das überdurchschnittlich feuchte zurückliegende hydrologische Sommer- und Winterhalbjahr zurückzuführen ist (2023/2024).
Im hydrologischen Sommerhalbjahr, das von Mai bis Ende Oktober andauert, kommt vom Niederschlagswasser in der Regel kaum etwas im Grundwasser an, da ein Großteil des Niederschlags wegen der höheren Temperaturen verdunstet oder von der Vegetation verbraucht wird. Fallende Grundwasserstände im hydrologischen Sommerhalbjahr, auch bei durchschnittlichen Niederschlagsverhältnissen, stellen also den Normalfall dar. Das bisherige Sommerhalbjahr ist mit 193 mm Niederschlag etwa 10 % trockener als der langjährige Durchschnitt.
Für das hydrologische Jahr (November bis Oktober) ergibt sich daraus, im Normalfall, der charakteristische Jahresgang im Grundwasser, mit steigenden Grundwasserständen im Winterhalbjahr und fallenden Grundwasserständen im Sommerhalbjahr. Das aktuelle hydrologische Jahr ist mit 373 mm bisher 15 % trockener als im langjährigen Mittel ausgefallen.
Situation im Juli
Mit etwa 89 mm lag die Niederschlagsmenge im Juli, dem dritten Monat des hydrologischen Sommerhalbjahres, 12 % oberhalb des langjährigen Mittelwerts 1991–2020 (rund 80 mm). Damit ist der diesjährige Juli der erste Monat mit überdurchschnittlichen Niederschlägen nach fünf Monaten in Folge mit unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen.
Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Grundwassersituation seit dem Jahr 2022. Die seit Oktober 2023 oft überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen haben zu einem deutlichen Rückgang der Messstellen im niedrigen (gelbe Kurve) und sehr niedrigen Bereich (rote Kurve) geführt. Durch nah am langjährigen Durchschnitt liegende und zu trockene Monate seit letztem Herbst, insbesondere im diesjährigen Frühjahr, hat dieser Anteil jedoch wieder zugenommen und die Messstellenanzahl im hohen (hellgrüne Kurve) und sehr hohen Bereich (dunkelgrüne Kurve) ist zurückgegangen.
Anmerkung zur Grafik: Die Klassifizierung „sehr niedrige Grundwasserstände“ stellt eine rein statistische Bewertung dar (rote Fläche in der Grafik). Sehr niedrige Grundwasserstände sind nicht mit einem „Wassernotstand“ gleichzusetzen oder an bestimmte Auswirkungen und Maßnahmen gekoppelt. Liegt der Grundwasserstand unter dem 10-%-Perzentil, also unter 90 Prozent aller Werte der Jahre 1991-2020, fällt er in die Klasse „sehr niedrig“. Liegt der Grundwasserstand über dem 10-%-Perzentil und unterhalb des 25-% Perzentils, fällt er in die Klasse „niedrig" (gelbe Fläche). Analog gilt Folgendes für die übrigen Klassen: normal: oberhalb des 25-%-Perzentils und unterhalb des 75-%-Perzentils; hoch: oberhalb des 75-%-Perzentils und unterhalb des 90-%-Perzentils; sehr hoch: oberhalb des 90-%-Perzentils.
Im Juli bewegten sich die Grundwasserstände in Hessen an 54 % der Messstellen auf einem normalen Niveau (Vormonat 57 %). 16 % der Messstellen wiesen niedrige Grundwasserstände auf (Vormonat 14 %). Sehr niedrige Grundwasserstände wurden an 10 % der Messstellen beobachtet (Vormonat 8 %). Hohe oder sehr hohe Grundwasserstände wurden an 9 % bzw. 7 % der Messstellen registriert (Vormonat 12 % bzw. 6 %). An 4 % der Messstellen lagen keine aktuellen Daten vor. Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Grundwasserstände im Monatsmittel im Juli an 86 % der Messstellen auf einem niedrigeren Niveau, was auch durch das überdurchschnittlich feuchte erste Halbjahr 2024 zu erklären ist. Wie an den Zahlen und der Grafik zu sehen, bewegt sich weiterhin der Großteil der Messstellen im normalen Bereich.
Wegen der ungleichen Niederschlagsverteilung und der unterschiedlichen hydrogeologischen Standorteigenschaften wie Durchlässigkeit, Speichervermögen, Tiefe und Mächtigkeit des Grundwasserleiters und der daraus resultierenden unterschiedlichen Dynamik des Grundwassers, sind folgende regionale Unterschiede zu beobachten:
In den weit verbreiteten Kluftgrundwasserleitern des Buntsandsteins in Nordhessen zeigten die Messstellen im Juli fallende Trends an, ausgehend von einem Grundwasserstand im normalen und hohen Bereich. Beispiele Bracht Nr. 434028 und Gahrenberg Nr. 384030: Im Juli lag an der Messstelle Bracht der Wasserstand auf einem normalen Niveau, mit einem fallenden Trend. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 53 cm niedriger als im Vorjahr. An der Messstelle Gahrenberg bewegte sich der Wasserstand auf einem hohen bis normalen Niveau, ebenfalls mit einem fallenden Trend. Der Wasserstand lag hier im Monatsmittel 17 cm niedriger als im Vorjahr.
In der Untermainebene wurden im Juli unterschiedliche Niveaus der Grundwasserstände beobachtet, je nachdem ob es sich um eher schnell oder langsam reagierende Messstellen handelt. An der MessstelleOffenbach Nr. 507155 bewegte sich der Grundwasserstand im Juli auf einem hohen bis normalen Niveau mit fallender Tendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 36 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres. An der MessstelleBabenhausen Nr. 528062 liegen aufgrund eines Gerätedefekts leider keine Daten vor. Die Grundwasserleiter in der Untermainebene sind durch Grundwasserentnahmen großräumig beeinflusst, wodurch sich, zusammen mit der räumlichen Variabilität der Standorteigenschaften, ein sehr heterogenes Bild der Grundwasserstände ergibt.
In der Hessischen Rheinebene (Hessisches Ried) wurden im Juli an 77 % der Messstellen normale Grundwasserstände beobachtet, gefolgt von hohen und sehr niedrigen Grundwasserständen (je 8 %). Folgende Details waren zu beobachten:
- Im nördlichen hessischen Ried bewegten sich die Grundwasserstände im Juli auf normalen bis hohen Niveaus gegen Ende des Monats. Beispiele Bauschheim Nr. 527055 und Walldorf Nr. 507185: An der Messstelle Bauschheim wurden im Juli normale bis hohe Grundwasserstände beobachtet, mit größtenteils fallender, gegen Ende leicht steigender Tendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 34 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres. An der Messstelle Walldorf bewegte sich der Grundwasserstand im Juli ebenfalls auf einem normalen bis hohen Niveau. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 18 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres.
- In der unmittelbaren Nähe des Rheins werden die Grundwasserstände vom Rheinwasserstand beeinflusst. Hier lagen die Grundwasserstände im Juli auf einem sehr niedrigen bis normalen Niveau mit einem wechselhaften Trend. Beispiele Gernsheim Nr. 544135 und Biebrich Nr. 506034: An der Messstelle Gernsheim bewegte sich der Grundwasserstand auf einem sehr niedrigen bis niedrigen Niveau. Der Grundwasserstand lag 193 cm unterhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Biebrich bewegte sich der Grundwasserstand auf sehr niedrigen bis hohen Höhen. Der Grundwasserstand lag im Monatsmittel 131 cm unterhalb des Vorjahresniveaus.
- Die Grundwasserstände in typischen vernässungsgefährdeten Gebieten zeigten im Juli niedrige bis normale Werte mit sowohl fallenden als auch steigenden Trends. Beispiele: Hähnlein Nr. 544266, Groß-Rohrheim Nr. 544107, Worfelden Nr. 527182, Wallerstädten Nr. 527321.
- In den infiltrationsgestützten Bereichen des Rieds (Hahn flach Nr. 527329, Büttelborn Nr. 527161, Lorsch Nr. 544170 und Groß-Rohrheim Nr. 544002) lagen die Grundwasserstände im Juli auf normalem Niveau und wiesen unterschiedliche Trends auf. Die Grundwasserstände liegen im Bereich der mittleren Richtwerte. Die Steuerung durch Infiltration und Grundwasserentnahmen zeigt die gewünschte Wirkung.
- Im südlichen Hessischen Ried lagen die Grundwasserstände im Juli auf überwiegend normalen bis teilweise hohen Höhen mit teilweise fallenden, teilweise wechselhaften Trends. Beispiele Bürstadt Nr. 544007 und Viernheim Nr. 544271: An der Messstelle Bürstadt bewegte sich der Grundwasserstand im Juli auf einem normalen bis hohen Niveau und lag 33 cm unterhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Viernheim befand sich der Grundwasserstand in diesem Monat auf normalen Höhen mit einem fallenden Trend und lag 26 cm unterhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel).
Prognose
Aufgrund der vorhersagten trockenen Witterung, unterbrochen voraussichtlich nur durch Gewitterereignissen (DWD), und der andauernden Vegetationsperiode ist mit rückläufigen Grundwasserverhältnissen zu rechnen.
Aktuelle Messwerte
Die Messwerte von 121 Grundwassermessstellen, die mit Datensammlern und mit Datenfernübertragung ausgestattet sind, werden täglich übertragen und stehen online im Messdatenportal zur Verfügung.