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Grundwassersituation im August 2025: Trockene Witterung sorgt für überwiegend rückläufige Grundwasserverhältnisse
Nachfolgend wird ein kurzer Überblick über das zurückliegende hydrologische Winterhalbjahr, das aktuelle hydrologische Sommerhalbjahr und das hydrologische Jahr im gesamten gegeben. Im Anschluss wird die aktuelle Grundwassersituation des Monats in Hessen betrachtet sowie eine Prognose gestellt.
Aktuelle Grundwassermesswerte finden Sie im Messdatenportal.
Hydrologisches Winterhalbjahr, Sommerhalbjahr und Jahr
Für die Regeneration des Grundwassers ist das von November bis Ende April andauernde hydrologische Winterhalbjahr von besonderer Bedeutung. In dieser Zeit, in der die Vegetation ruht und die Verdunstung wegen der niedrigeren Temperaturen geringer als im Sommerhalbjahr ausfällt, kann das Niederschlagswasser größtenteils versickern. Durch die einsetzende Grundwasserneubildung steigen die Grundwasserstände in der Regel an, sofern ausreichend Niederschlag fällt. Im zurückliegenden Winterhalbjahr lag die Niederschlagsmenge mit insgesamt 293 mm allerdings 18 % (64 mm) unterhalb des langjährigen Mittelwerts 1991–2020. Trotz dessen lagen Ende April noch etwa drei Viertel der Messstellen im normalen bis sehr hohen Bereich, was auf das überdurchschnittlich feuchte zurückliegende hydrologische Sommer- und Winterhalbjahr zurückzuführen ist (2023/2024).
Im hydrologischen Sommerhalbjahr, das von Mai bis Ende Oktober andauert, kommt vom Niederschlagswasser in der Regel kaum etwas im Grundwasser an, da ein Großteil des Niederschlags wegen der höheren Temperaturen verdunstet oder von der Vegetation verbraucht wird. Fallende Grundwasserstände im hydrologischen Sommerhalbjahr, auch bei durchschnittlichen Niederschlagsverhältnissen, stellen also den Normalfall dar. Das bisherige Sommerhalbjahr ist mit 227 mm Niederschlag etwa 20 % trockener als der langjährige Durchschnitt.
Für das hydrologische Jahr (November bis Oktober) ergibt sich daraus, im Normalfall, der charakteristische Jahresgang im Grundwasser, mit steigenden Grundwasserständen im Winterhalbjahr und fallenden Grundwasserständen im Sommerhalbjahr. Das aktuelle hydrologische Jahr ist mit 521 mm bisher 18 % trockener als im langjährigen Mittel ausgefallen.
Situation im August
Mit etwa 34 mm lag die Niederschlagsmenge im August, dem vierten Monat des hydrologischen Sommerhalbjahres, 49 % unterhalb des langjährigen Mittelwerts 1991–2020 (rund 68 mm). Damit fiel in drei der vier Monate des bisherigen hydrologischen Sommerhalbjahres der Niederschlag unterdurchschnittlich aus.
Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Grundwassersituation seit dem Jahr 2022. Die seit Oktober 2023 oft überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen haben zu einem deutlichen Rückgang der Messstellen im niedrigen (gelbe Kurve) und sehr niedrigen Bereich (rote Kurve) geführt. Durch nah am langjährigen Durchschnitt liegende und zu trockene Monate seit letztem Herbst, insbesondere im diesjährigen Frühjahr, hat dieser Anteil jedoch wieder zugenommen und die Messstellenanzahl im hohen (hellgrüne Kurve) und sehr hohen Bereich (dunkelgrüne Kurve) ist zurückgegangen. Die überdurchschnittlichen Niederschläge im Juli und zu Beginn des Augusts, haben im August zu einem leichten Rückgang der Messstellen im sehr niedrigen Bereich und einer leichten Zunahme der Messstellenanzahl im hohen Bereich geführt.
Anmerkung zur Grafik: Die Klassifizierung „sehr niedrige Grundwasserstände“ stellt eine rein statistische Bewertung dar (rote Fläche in der Grafik). Sehr niedrige Grundwasserstände sind nicht mit einem „Wassernotstand“ gleichzusetzen oder an bestimmte Auswirkungen und Maßnahmen gekoppelt. Liegt der Grundwasserstand unter dem 10-%-Perzentil, also unter 90 Prozent aller Werte der Jahre 1991-2020, fällt er in die Klasse „sehr niedrig“. Liegt der Grundwasserstand über dem 10-%-Perzentil und unterhalb des 25-% Perzentils, fällt er in die Klasse „niedrig" (gelbe Fläche). Analog gilt Folgendes für die übrigen Klassen: normal: oberhalb des 25-%-Perzentils und unterhalb des 75-%-Perzentils; hoch: oberhalb des 75-%-Perzentils und unterhalb des 90-%-Perzentils; sehr hoch: oberhalb des 90-%-Perzentils.
Im August bewegten sich die Grundwasserstände in Hessen an 57 % der Messstellen auf einem normalen Niveau (Vormonat 54 %). 16 % der Messstellen wiesen niedrige Grundwasserstände auf (Vormonat 16 %). Sehr niedrige Grundwasserstände wurden an 8 % der Messstellen beobachtet (Vormonat 10 %). Hohe oder sehr hohe Grundwasserstände wurden an 12 % bzw. 5 % der Messstellen registriert (Vormonat 9 % bzw. 7 %). An 2 % der Messstellen lagen keine aktuellen Daten vor. Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Grundwasserstände im Monatsmittel im August an 90 % der Messstellen auf einem niedrigeren Niveau, was auch durch das überdurchschnittlich feuchte erste Halbjahr 2024 zu erklären ist. Wie an den Zahlen und der Grafik zu sehen, bewegt sich weiterhin der Großteil der Messstellen im normalen Bereich.
Wegen der ungleichen Niederschlagsverteilung und der unterschiedlichen hydrogeologischen Standorteigenschaften wie Durchlässigkeit, Speichervermögen, Tiefe und Mächtigkeit des Grundwasserleiters und der daraus resultierenden unterschiedlichen Dynamik des Grundwassers, sind folgende regionale Unterschiede zu beobachten:
In den weit verbreiteten Kluftgrundwasserleitern des Buntsandsteins in Nordhessen zeigten die Messstellen im August fallende Trends an, ausgehend von einem Grundwasserstand im normalen bis niedrigen Bereich. Beispiele Bracht Nr. 434028 und Gahrenberg Nr. 384030: Im August lag an der Messstelle Bracht der Wasserstand auf einem normalen Niveau, mit einem fallenden Trend. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 52 cm niedriger als im Vorjahr. An der Messstelle Gahrenberg bewegte sich der Wasserstand auf einem normalen Niveau, ebenfalls mit einem fallenden Trend. Der Wasserstand lag hier im Monatsmittel 38 cm niedriger als im Vorjahr.
Im mittleren Bereich von Hessen bewegten sich die Grundwasserstände im August auf überwiegend normalen Höhen (41 %), gefolgt von niedrigen (24 %) und sehr niedrigen Höhen (18 %).
In der Untermainebene wurden im August unterschiedliche Niveaus der Grundwasserstände beobachtet, je nachdem ob es sich um eher schnell oder langsam reagierende Messstellen handelt. Dazu jeweils ein Beispiel. An der MessstelleOffenbach Nr. 507155 bewegte sich der Grundwasserstand im August auf einem normalen Niveau mit fallender Tendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 48 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres. An der MessstelleBabenhausen Nr. 528062 bewegte sich der Grundwasserstand auf einem niedrigen und sehr niedrigen Niveau, mit leicht rückläufiger Entwicklungstendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 3 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres. Die Grundwasserleiter in der Untermainebene sind durch Grundwasserentnahmen großräumig beeinflusst, wodurch sich, zusammen mit der räumlichen Variabilität der Standorteigenschaften, ein sehr heterogenes Bild der Grundwasserstände ergibt.
In der Hessischen Rheinebene (Hessisches Ried) wurden im August an 81 % der Messstellen normale Grundwasserstände beobachtet, gefolgt von hohen (17 %) und niedrigen Grundwasserständen (2 %). Folgende Details waren zu beobachten:
- Im nördlichen hessischen Ried bewegten sich die Grundwasserstände im August auf normalen bis hohen Niveaus. Beispiele Bauschheim Nr. 527055 und Walldorf Nr. 507185: An der Messstelle Bauschheim wurden im August normale bis hohe Grundwasserstände beobachtet, zu Monatsbeginn noch mit leicht steigender, größtenteils aber fallender Tendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 36 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres. An der Messstelle Walldorf bewegte sich der Grundwasserstand im August ebenfalls auf einem normalen bis hohen Niveau. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 20 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres.
- In der unmittelbaren Nähe des Rheins werden die Grundwasserstände vom Rheinwasserstand beeinflusst. Hier lagen die Grundwasserstände im August auf einem sehr niedrigen bis hohen Niveau mit einem wechselhaften Trend. Beispiele Gernsheim Nr. 544135 und Biebrich Nr. 506034: An der Messstelle Gernsheim bewegte sich der Grundwasserstand auf einem sehr niedrigen bis normalen Niveau. Der Grundwasserstand lag 85 cm unterhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Biebrich bewegte sich der Grundwasserstand auf niedrigen bis hohen Höhen. Der Grundwasserstand lag im Monatsmittel 2 cm oberhalb des Vorjahresniveaus.
- Die Grundwasserstände in typischen vernässungsgefährdeten Gebieten zeigten im August normale Werte mit überwiegend fallenden Trends. Beispiele: Hähnlein Nr. 544266, Groß-Rohrheim Nr. 544107, Worfelden Nr. 527182, Wallerstädten Nr. 527321.
- In den infiltrationsgestützten Bereichen des Rieds (Hahn flach Nr. 527329, Büttelborn Nr. 527161, Lorsch Nr. 544170 und Groß-Rohrheim Nr. 544002) lagen die Grundwasserstände im August auf normalem bis hohem Niveau und wiesen am Monatsende überwiegend fallende Trends auf. Die Grundwasserstände lagen im Bereich der mittleren Richtwerte. Die Steuerung durch Infiltration und Grundwasserentnahmen zeigte die gewünschte Wirkung.
- Im südlichen Hessischen Ried lagen die Grundwasserstände im August auf überwiegend normalen bis teilweise hohen Höhen mit fallenden Trends. Beispiele Bürstadt Nr. 544007 und Viernheim Nr. 544271: An der Messstelle Bürstadt bewegte sich der Grundwasserstand im August auf einem normalen bis hohen Niveau und lag 37 cm unterhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Viernheim befand sich der Grundwasserstand in diesem Monat auf normalen Höhen mit einem fallenden Trend und lag 31 cm unterhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel).
Prognose
Im weiteren Verlauf des hydrologischen Sommerhalbjahres ist jahreszeitlich bedingt mit weiter rückläufigen Grundwasserverhältnissen zu rechnen, da wegen der hohen Verdunstung und des Pflanzenwachstums kaum etwas vom Niederschlag im Grundwasser ankommt. In den kommenden Wochen ist es daher unwahrscheinlich, dass Niederschlagsereignisse zur Grundwasserneubildung führen. Hierfür wären länger andauernde und ergiebige Niederschläge in Form von Landregen notwendig. Mit der Auffüllung der Grundwasserspeicher ist vermutlich erst wieder mit einsetzender Grundwasserneubildung im kommenden hydrologischen Winterhalbjahr zu rechnen.
Aktuelle Messwerte
Die Messwerte von 122 Grundwassermessstellen, die mit Datensammlern und mit Datenfernübertragung ausgestattet sind, werden täglich übertragen und stehen online im Messdatenportal zur Verfügung.