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Grundwassersituation im April 2025: Trockene, warme Witterung und Vegetationsbeginn sorgen für verbreitet rückläufige Grundwasserverhältnisse
Nachfolgend wird ein kurzer Überblick über das zurückliegende hydrologische Sommerhalbjahr, das gerade zu Ende gegangene hydrologische Winterhalbjahr und das hydrologische Jahr im gesamten gegeben. Im Anschluss wird die aktuelle Grundwassersituation des Monats in Hessen betrachtet sowie eine Prognose gestellt.
Aktuelle Grundwassermesswerte finden Sie im Messdatenportal.
Hydrologisches Winterhalbjahr, Sommerhalbjahr und Jahr
Im hydrologischen Sommerhalbjahr, das von Mai bis Ende Oktober andauert, kommt vom Niederschlagswasser in der Regel kaum etwas im Grundwasser an, da ein Großteil des Niederschlags wegen der höheren Temperaturen verdunstet oder von der Vegetation verbraucht wird. Fallende Grundwasserstände im hydrologischen Sommerhalbjahr, auch bei durchschnittlichen Niederschlagsverhältnissen, stellen also den Normalfall dar. Überdurchschnittliche Niederschläge wie im zurückliegenden Sommerhalbjahr können, insbesondere bei bereits wassergesättigten Böden, jedoch auch im Sommer zeitweise zu steigenden Grundwasserständen führen. Mit 499 mm fiel 23 % mehr Niederschlag als im langjährigen Monatsmittel 1991–2020, was insbesondere auf die überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen in den Monaten Mai und September zurückzuführen ist. Durch das ebenfalls überdurchschnittlich nasse Winterhalbjahr davor, war in weiten Teilen Hessens auch am Ende des Sommerhalbjahres die Grundwassersituation weiterhin ausgeglichen.
Für die Regeneration des Grundwassers ist das von November bis Ende April andauernde hydrologische Winterhalbjahr von besonderer Bedeutung. In dieser Zeit, in der die Vegetation ruht und die Verdunstung wegen der niedrigeren Temperaturen geringer als im Sommerhalbjahr ausfällt, kann das Niederschlagswasser größtenteils versickern. Durch die einsetzende Grundwasserneubildung steigen die Grundwasserstände in der Regel an, sofern ausreichend Niederschlag fällt. Im zurückliegenden Winterhalbjahr lag die Niederschlagsmenge mit insgesamt 293 mm allerdings 18 % (64 mm) unterhalb des langjährigen Mittelwerts 1991–2020.
Für das hydrologische Jahr (November bis Oktober) ergibt sich daraus im Normalfall der charakteristische Jahresgang im Grundwasser, mit steigenden Grundwasserständen im Winterhalbjahr und fallenden Grundwasserständen im Sommerhalbjahr.
Situation im März
Mit etwa 42 mm lag die Niederschlagsmenge im April 7 % unterhalb des langjährigen Mittelwerts 1991–2020 (rund 45 mm). Damit ist der diesjährige April der fünfte Monat im Winterhalbjahr 2025, der unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen aufweist.
Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Grundwassersituation seit dem Jahr 2022. Die seit Oktober 2023 oft überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen haben zu einem deutlichen Rückgang der Messstellen im niedrigen (gelbe Kurve) und sehr niedrigen Bereich (rote Kurve) geführt. Durch nah am langjährigen Durchschnitt liegende und teils zu trockene Monate seit letztem Herbst nimmt der Anteil der Messstellen im hohen (hellgrüne Kurve) und sehr hohen Bereich (dunkelgrüne Kurve) nach und nach wieder ab. Der dritte trockene Monat in Folge führt zum Ende des hydrologischen Winterhalbjahres zu einem merklichen Anstieg der Messtellenanzahl im niedrigen und sehr niedrigen Bereich.
Anmerkung zur Grafik: Die Klassifizierung „sehr niedrige Grundwasserstände“ stellt eine rein statistische Bewertung dar (rote Fläche in der Grafik). Sehr niedrige Grundwasserstände sind nicht mit einem „Wassernotstand“ gleichzusetzen oder an bestimmte Auswirkungen und Maßnahmen gekoppelt. Liegt der Grundwasserstand unter dem 10-%-Perzentil, also unter 90 Prozent aller Werte der Jahre 1991-2020, fällt er in die Klasse „sehr niedrig“. Liegt der Grundwasserstand über dem 10-%-Perzentil und unterhalb des 25-% Perzentils, fällt er in die Klasse „niedrig" (gelbe Fläche). Analog gilt Folgendes für die übrigen Klassen: normal: oberhalb des 25-%-Perzentils und unterhalb des 75-%-Perzentils; hoch: oberhalb des 75-%-Perzentils und unterhalb des 90-%-Perzentils; sehr hoch: oberhalb des 90-%-Perzentils.
Im April bewegten sich die Grundwasserstände in Hessen an 42 % der Messstellen auf einem normalen Niveau (Vormonat 39 %). 12 % der Messstellen wiesen niedrige Grundwasserstände auf (Vormonat 9 %). Sehr niedrige Grundwasserstände wurden an 11 % der Messstellen beobachtet (Vormonat 5 %). Hohe oder sehr hohe Grundwasserstände wurden an 20 % bzw. 14 % der Messstellen registriert (Vormonat jeweils 23 %). An 1 % der Messstellen lagen keine aktuellen Daten vor. Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Grundwasserstände im Monatsmittel im April an 75 % der Messstellen auf einem niedrigeren Niveau, was auch durch das überdurchschnittlich feuchte hydrologische Winterhalbjahr 2024 zu erklären ist. Wie an den Zahlen und der Grafik zu sehen, bewegt sich weiterhin der Großteil der Messstellen im normalen bis sehr hohen Bereich.
Wegen der ungleichen Niederschlagsverteilung und der unterschiedlichen hydrogeologischen Standorteigenschaften wie Durchlässigkeit, Speichervermögen, Tiefe und Mächtigkeit des Grundwasserleiters und der daraus resultierenden unterschiedlichen Dynamik des Grundwassers, sind folgende regionale Unterschiede zu beobachten:
In den weit verbreiteten Kluftgrundwasserleitern des Buntsandsteins in Nordhessen zeigten die Messstellen im April gleichbleibende bis fallende Trends an, ausgehend von einem Grundwasserstand im normalen und hohen Bereich. Beispiele Bracht Nr. 434028 und Gahrenberg Nr. 384030: Im April lag an der Messstelle Bracht der Wasserstand auf einem normalen Niveau, mit einem gleichbleibenden Trend. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 39 cm niedriger als im Vorjahr. An der Messstelle Gahrenberg bewegte sich der Wasserstand auf einem hohen Niveau, ebenfalls mit einem gleichbleibenden Trend. Der Wasserstand lag hier im Monatsmittel 99 cm höher als im Vorjahr.
In der Untermainebene wurden im April unterschiedliche Niveaus der Grundwasserstände beobachtet, je nachdem ob es sich um eher schnell oder langsam reagierende Messstellen handelt. Dazu jeweils ein Beispiel. An der MessstelleOffenbach Nr. 507155 bewegte sich der Grundwasserstand im April auf einem hohen Niveau mit einer fallenden Tendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 28 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres. An der MessstelleBabenhausen Nr. 528062 bewegte sich der Grundwasserstand hauptsächlich auf einem niedrigen Niveau, mit einer gleichbleibenden Tendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 21 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres. Die Grundwasserleiter in der Untermainebene sind durch Grundwasserentnahmen großräumig beeinflusst, wodurch sich, zusammen mit der räumlichen Variabilität der Standorteigenschaften, ein sehr heterogenes Bild der Grundwasserstände ergibt.
In der Hessischen Rheinebene (Hessisches Ried) wurden im April an 43 % der Messstellen normale Grundwasserstände beobachtet, gefolgt von hohen (30 %) und sehr hohen Grundwasserständen (15 %). Folgende Details waren zu beobachten:
- Im nördlichen hessischen Ried bewegten sich die Grundwasserstände im April auf normalen bis sehr hohen Niveaus. Beispiele Bauschheim Nr. 527055 und Walldorf Nr. 507185: An der Messstelle Bauschheim wurden im April hohe bis sehr hohe Grundwasserstände beobachtet, mit fallender Tendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 13 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres. An der Messstelle Walldorf bewegte sich der Grundwasserstand im April auf einem normalen Niveau. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand ebenfalls 13 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres.
- In der unmittelbaren Nähe des Rheins werden die Grundwasserstände vom Rheinwasserstand beeinflusst. Hier lagen die Grundwasserstände im April auf einem sehr niedrigen bis niedrigen Niveau mit einem fallenden Trend. Beispiele Gernsheim Nr. 544135 und Biebrich Nr. 506034: An der Messstelle Gernsheim bewegte sich der Grundwasserstand auf einem sehr niedrigen Niveau. Der Grundwasserstand lag 105 cm unterhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Biebrich liegen aufgrund eines Gerätedefekts keine aktuellen Daten vor.
- Die Grundwasserstände in typischen vernässungsgefährdeten Gebieten zeigten im April normale Werte mit fallenden Trends. Beispiele: Hähnlein Nr. 544266, Groß-Rohrheim Nr. 544107, Worfelden Nr. 527182, Wallerstädten Nr. 527321.
- In den infiltrationsgestützten Bereichen des Rieds (Hahn flach Nr. 527329, Büttelborn Nr. 527161, Lorsch Nr. 544170 und Groß-Rohrheim Nr. 544002) lagen die Grundwasserstände im April auf normalem Niveau und wiesen teils gleichbleibende, teils fallende Trends auf.
- Im südlichen Hessischen Ried lagen die Grundwasserstände im April auf normalen bis sehr hohen Höhen mit fallenden Trends. Beispiele Bürstadt Nr. 544007 und Viernheim Nr. 544271: An der Messstelle Bürstadt bewegte sich der Grundwasserstand im April auf hohen bis sehr hohen Höhen und lag 40 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Viernheim befand sich der Grundwasserstand in diesem Monat auf einem hohen Niveau mit einem fallenden Trend und lag 27 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel).
Prognose
Aufgrund der weiterhin anhaltenden trockenen Witterung (DWD) und der Vegetationsperiode ist mit rückläufigen Grundwasserverhältnissen zu rechnen.
Aktuelle Messwerte
Die Messwerte von 118 Grundwassermessstellen, die mit Datensammlern und mit Datenfernübertragung ausgestattet sind, werden täglich übertragen und stehen online im Messdatenportal zur Verfügung.