Umweltindikatoren Hessen

Ökologischer Zustand oberirdischer Binnengewässer
- Anteil der Wasserkörper der Fließgewässer mit gutem oder sehr gutem Zustand an der Gesamtanzahl der bewerteten Wasserkörper [%] [1]
- Anteil der Oberflächenwasserkörper der Seen mit gutem oder sehr gutem Zustand an der Gesamtanzahl der bewerteten Wasserkörper [%] [1]
Bedeutung
Ökologisch intakte Gewässer weisen eine gute Wasserqualität und eine naturnahe Gewässerstruktur auf. Auch für die Erhaltung der biologischen Vielfalt haben sie eine große Bedeutung. Fließgewässer und Seen sind Lebensräume nicht nur für sensible Arten, die empfindlich auf Störungen reagieren. Diese Störungen können Verschmutzungen aus der Belastung mit organischen Stoffen, aus Punktquellen wie z. B. der Industrie oder durch Nährstoffeinträge insbesondere von landwirtschaftlichen Flächen sein. Weiterhin kann sich der ökologische Zustand durch Verbauung, Begradigung und Entwässerung der Auen verschlechtern, einhergehend mit einem Verlust an Struktur- und Artenvielfalt sowie einer Veränderung der natürlichen Abflussdynamik. Mit der Einführung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (2000/60/EG vom 23.10.2000; WRRL) wird ein ganzheitliches Schutz- und Nutzungskonzept der europäischen Oberflächengewässer verfolgt. Ein Ziel ist das Erreichen des mindestens guten ökologischen Zustands für alle Oberflächengewässer bis 2015.
Definition
Der Indikator gibt Auskunft über den ökologischen Zustand von oberirdischen Binnengewässern. Für eine Bewertung des ökologischen Gewässerzustandes nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie sind neben organischen Belastungen auch Nähr- und Schadstoffeinträge sowie Veränderungen der Gewässerstruktur zu betrachten. Der ökologische Zustand wird hauptsächlich über die im Wasser lebenden Organismen definiert, da die Zusammensetzung der aquatischen Lebensgemeinschaft des jeweiligen Gewässertyps die Gesamtheit aller Einflussfaktoren und Störgrößen widerspiegelt. Zur Zustandsbewertung werden grundsätzlich folgende biologischen Qualitätskomponenten genutzt, soweit sie für den jeweiligen Gewässertyp relevant sind:
- Phytoplankton: im Wasser freischwebende Algenarten und Cyanobakterien
- Makrophyten und Phytobenthos: Wasserpflanzen und auf dem Substrat aufwachsende Algenarten
- Makrozoobenthos: mit bloßem Auge erkennbare Tiere der Gewässersohle
- Fische
Die ökologische Zustandsklasse eines Wasserkörpers ergibt sich aus dem Grad der Abweichung vom natürlichen Zustand des Gewässertyps hinsichtlich Vorkommen und Häufigkeit der lebensraumtypischen Arten. Die Bewertung erfolgt in den fünf Klassen (1 = sehr gut, 2 = gut, 3 = mäßig, 4 = unbefriedigend, 5 = schlecht). Die biologische Qualitätskomponente mit der schlechtesten Bewertung bestimmt die Klassenzugehörigkeit ("Worst-Case-Prinzip").
Für morphologisch erheblich veränderte und „künstliche“ Gewässer gilt als weniger anspruchsvolles Ziel das gute ökologische Potenzial. Das Ziel nimmt Rücksicht darauf, dass nicht alle natürlich vorkommende Habitate wiederhergestellt werden können. Auf diese Unterteilung der Gewässer und Zielbezeichnungen wird hier verzichtet, Zustand und Potenzial wird zusammenfassend als ökologischer Zustand bezeichnet und als Indikator dargestellt.
Zu 1.) Anteil der Wasserkörper der Fließgewässer mit gutem oder sehr gutem Zustand an der Gesamtanzahl der bewerteten Wasserkörper
Die Fließgewässer werden ab einem Einzugsgebiet von mindestens 10 km2 bewertet. Die Flüsse und Bäche in Hessen sind in 436 Wasserkörper untergliedert, die eine Fließlänge von insgesamt 8395 km aufweisen. Zur Zustandsbewertung in Fließgewässern können weitere unterstützende Qualitätskomponenten für die Bewertung entscheidende Hinweise liefern. So sollten beispielsweise die Werte für physikalisch-chemische Parameter, wie Nährstoffgehalte, Temperatur oder Salzgehalte in einem Bereich liegen, der die Funktionsfähigkeit des Ökosystems gewährleistet. Ferner kann der ökologische Zustand bestenfalls mit „mäßig“ bewertet werden, wenn die Umweltqualitätsnorm eines regional bedeutenden Schadstoffes (flussgebietsspezifische Schadstoffe) nicht eingehalten wird.
Die häufigste Ursache für das Nicht-Erreichen des guten ökologischen Zustands / Potenzials in Fließgewässern sind die Veränderungen der Hydromorphologie einschließlich der fehlenden Durchgängigkeit und die hohen Nährstoffbelastungen, die sich in einer zum Teil deutlichen Veränderung der natürlichen Lebensgemeinschaft niederschlagen.
Zu 2.) Anteil der Oberflächenwasserkörper der Seen mit gutem oder sehr gutem Zustand an der Gesamtanzahl der bewerteten Wasserkörper
Die Seen werden erst ab einer Größe von mindestens 0,5 km2 bewertet. In Hessen gibt es 12 Oberflächenwasserkörper für natürliche und künstliche Seen sowie Talsperren; sie haben zusammen eine Fläche von insgesamt 22,206 km2. Die Bewertung der Seen und Talsperren stützt sich zurzeit hauptsächlich auf die Komponenten Phytoplankton und Makrophyten / Phytobenthos. Da der Hauptbelastungsfaktor bei den Seen die zu hohen Nährstoffeinträge sind, ist eine gesicherte Bewertung anhand dieser beiden trophiebeschreibenden Lebensgemeinschaften möglich. Das Makrozoobenthos und die Fische werden ggf. später in die Bewertung integriert. Zur Zustandsbewertung der Seen können weitere unterstützende Qualitätskomponenten für die Bewertung entscheidende Hinweise liefern. So sollten beispielsweise die Werte für physikalisch-chemische Parameter, wie die Nährstoffgehalte und insbesondere die Phosphorkonzentrationen in einem Bereich liegen, der die Funktionsfähigkeit des Ökosystems gewährleistet. Ferner kann der ökologische Zustand bestenfalls mit „mäßig" bewertet werden, wenn die Umweltqualitätsnorm eines regional bedeutenden spezifischen Schadstoffes nicht eingehalten wird. Die häufigsten Ursachen für das Nicht-Erreichen des guten ökologischen Zustands in Seen und Talsperren sind hohe Nährstoffeinträge, was sich in massiven Veränderungen der natürlichen Lebensgemeinschaften niederschlägt.
Datenquelle
Die Daten stammen vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie.
[1] Dieser Indikator gehört zu einem gemeinsamen Satz von 25 umweltspezifischen Nachhaltigkeitsindikatoren (Umweltindikatoren) des Bundes und der Länder, der erstmals im Jahr 2004 von der Umweltministerkonferenz (UMK) beschlossen wurde. Die Länderinitiative Kernindikatoren (LiKi) kümmert sich um die Entwicklung, Pflege und Dokumentation dieser Indikatoren.