Bioabfallsammlung in Hessen - Situationsanalyse und Möglichkeiten zur Optimierung der Erfassung
Biogene Abfälle können durch deren Verwertung zur Minderung von Treibhausgasemissionen beitragen. Das Bioabfallpotential in den Haushalten wird allerdings nur zum Teil ausgeschöpft. Nach Erhebungen befinden sich ca. 133.000 t/a organische Abfälle im Restmüll, die durch Anpassung der Gebührensysteme, Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit, Optimierung der Sammlung, etc. ausgeschleust werden könnten. Die hessische Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 durch den Ausbau der erneuerbaren Energien 20% des Endenergieverbraus regenerativ abzudecken. Um dieses Ziel zu erreichen, sollte auch das Bioabfallpotential aus den Haushalten ('Abfallbiomasse') besser genutzt werden.
Um Möglichkeiten zur Steigerung der Bioabfallverwertung aufzuzeigen erfolgte im Rahmen einer Bachelorarbeit eine Situationsanalyse der kommunalen Bioabfallerfassung in Hessen. Dabei sollte auch untersucht werden in welchem Ausmaß Optimierungsbedarf besteht und durch welche Maßnahmen zusätzliche Mengen erfasst werden können.
Ausganslage der Situationsanalyse sind die in Bild 1 dargestellten spezifisch erfassten Bio- und Grünabfallmengen in Hessen aus dem Jahr 2008. Aus den Abfallbilanzen des Landes Hessen /2/ geht eindeutig hervor, dass in Gebietskörperschaften mit flächendeckendem Biotonnenangebot generell eine höhere Menge erfasst wird gegenüber denjenigen Kreisen und Städten, die kein oder auch nur teilweises Biotonnenangebot haben. Bild 1 zeigt aber auch deutlich, dass 35% der Gebietskörperschaften mit flächendeckendem Biotonnenangebot die durchschnittliche Erfassungsquote des Landes Hessen von 122 kg/a unterschreiten.
Aus den Umfragewerten einzelner Gebietskörperschaften wurde das Verhältnis der erfassten spezifischen Bioabfallmenge zu dem bereitgestellten Behältervolumen ermittelt. Bild 2 zeigt, dass sowohl für den ländlichen als auch für den städtischen Raum eine Steigerung der Erfassungsmengen mit steigendem spezifischem Behältervolumen abgeleitet werden kann.
In der Abschlussarbeit wurden verschiedene Gebührenmodelle untersucht und hinsichtlich Ihrer Wirkung verglichen. Als Ergebnis konnte für den ländlichen Bereich keine eindeutige, lineare Abhängigkeit zwischen dem gewählten Modell und den erfassten Mengen festgestellt werden.
In städtischen Strukturen war das Angebot an Gebührenvariationen eher begrenzt, da hier die Gewährleistung der städtischen Ordnung stärker im Vordergrund steht. Vor allem in Kerngebieten ist hierfür ein regelmäßiger Leerungsturnus und ausreichendes Behältervolumen eine grundlegende Voraussetzung. Dennoch zeigten die Untersuchungsgebiete tendenziell höhere Ausbeuten an organischen Abfällen bei der Anwendung volumenbezogener Gebührenmodelle, teilweise mit Wahlmöglichkeit des Leerungsrhythmus. Ordentliche Trennquoten fordern vor allem in städtischen Bereichen ein höheres Engagement im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Hierunter fallen vor allem die Erarbeitung und Verteilung von Sortierhilfen. Je nach Höhe des Ausländeranteils in der Bevölkerung ist auch ein Angebot in mehreren Sprachen notwendig.