DIVERSA – Forest disturbances under climate change in Lower Saxony: Understanding drivers and impacts to enhance forest adaptability“
Teilprojekt 8: Öffentliches Bewusstsein: Wahrnehmung und Wissenstransfer zu Klimawandel in Wäldern
Die Naturschutzakademie Hessen ist in Kooperation mit der Philipps-Universität Marburg Projektpartner des niedersächsischen Forschungsprojektes DIVERSA, welches sich grundlegend mit der Identifizierung von Einflussfaktoren und Auswirkungen des Klimawandels auf Wälder beschäftigt. Dabei soll die Resilienz gegen klimabedingte Störungen verstanden und erhöht werden, die Reaktion der biologischen Vielfalt auf klimatische Störungen untersucht und unterschiedliche Perspektiven von Interessensgruppen in Entscheidungsprozessen berücksichtigt werden.
Innerhalb dieses Projektes fokussieren wir uns von der Naturschutzakademie Hessen auf das öffentliche Bewusstsein bezüglich klimabedingter Störungen in Wäldern. Dazu erheben wir beispielsweise Wissensstand, Wahrnehmungen und Einstellungen in der Öffentlichkeit.
Die letzten Dürreperioden haben verdeutlicht wie anfällig heimische Wälder gegenüber den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels sind und dass wirkungsvolle Strategien zur Verbesserung der Anpassungsfähigkeit der Wälder benötigt werden. Denn natürliche Störungen nehmen durch den Klimawandel zu und beeinflussen neben Wäldern ebenfalls deren Management (Patacca et al. 2023, Fischer et al. 2024). Die Gefährdung des Waldes und ein Zusammenhang mit dem Klimawandel ist bei Waldbesuchenden bereits bekannt, während ihr Wissen über Wälder und den Klimawandel überwiegend als durchschnittlich angegeben wird (Ungelenk & Hagge 2023; Garms et al. 2024). Gleichzeitig können natürliche Störungen wie Feuer, Wind und Borkenkäfer die Biodiversität im Wald vorrangig positiv beeinflussen (Thom & Seidl 2016). Dennoch konnte das höchste Wohlbefinden in Wäldern mit relativ wenigen durch den Borkenkäfer verursachten abgestorbenen Bäumen nachgewiesen werden (Kortmann et al. 2022). Die Tatsachen, dass natürliche Störungen und Biodiversität von Menschen nicht unbedingt als vereinbar wahrgenommen werden, individuelle Umwelteinstellungen die Akzeptanz von Fachwissen beeinflussen und demographische Variablen, Bildung und selbst angegebenes Wissen die Wahl des Managements nach natürlichen Störungen beeinflussen, verdeutlichen zusätzlich die Relevanz der Einbindung der Öffentlichkeit für die tatsächliche Umsetzung und Akzeptanz zukünftiger Strategien und Maßnahmen im Ökosystem Wald (Thorn & Bogner 2018, Thorn et al. 2019, Kortmann et al. 2022).
Deshalb beschäftigen wir uns von der Naturschutzakademie Hessen neben der Erfassung der sozialen Dimensionen des Klimawandels in Wäldern mit der Vermittlung der wissenschaftlichen Ergebnisse in der Öffentlichkeit.
Entsprechend der Zielsetzungen arbeiten wir an folgenden Inhalten mit entsprechenden Forschungsfragen:
- Ermittlung des Wissensstandes über klimabedingte natürliche Störungen in Wäldern und Entwicklung eines Konzepts für effektive Messungen in der Zukunft (z.B. Messskala).
- Verstehen und Analysieren von Wahrnehmungen und Präferenzen über Waldzustände und biologische Vielfalt im Klimawandel, einschließlich visueller und akustischer Daten.
- Identifizieren von Gemeinsamkeiten, Wissenslücken und Fehlvorstellungen zwischen Wissenschaft, Praxis und Öffentlichkeit.
- Sicherstellung des Transfers durch Entwicklung geeigneter Methoden zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit und zum Wissenserwerb.
- Öffentlichkeitsarbeit mit Fokus auf den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Praxis und Öffentlichkeit im Rahmen von zielgruppenspezifischen Kampagnen, verschiedener Konferenzen, Fort- und Weiterbildungen.
Weitere Informationen zu DIVERSA: https://zkfn.de/diversa/
Literatur
Fischer, A. P., Shah, M. A. R., Segnon, A. C., Matavel, C., Antwi-Agyei, P., Shang, Y., ... & Team, T. G. A. M. (2024). Human adaptation to climate change in the context of forests: A systematic review. Climate Risk Management, 43, 100573.
Garms, M., Leiz, M., & Mayer, M. (2024). Perception of climate change-related forest dieback in mountain forests among the local population. European Journal of Forest Research, 143(2), 509-530.
Kortmann, M., Angelstam, P., Mayer, M., Leibl, F., Reichert, J., Thorn, C., & Thorn, S. (2022). Disturbance severity and human–nature relationships: A new approach to analyze people’s well-being along a bark beetle infestation gradient. Forests, 13(11), 1954.
Patacca, M., Lindner, M., Lucas‐Borja, M. E., Cordonnier, T., Fidej, G., Gardiner, B., ... & Schelhaas, M. J. (2023). Significant increase in natural disturbance impacts on European forests since 1950. Global change biology, 29(5), 1359-1376.
Thom, D., & Seidl, R. (2016). Natural disturbance impacts on ecosystem services and biodiversity in temperate and boreal forests. Biological Reviews, 91(3), 760-781.
Thorn, C., & Bogner, F. X. (2018). How environmental values predict acquisition of different cognitive knowledge types with regard to forest conservation. Sustainability, 10(7), 2188.
Thorn, S., Leverkus, A. B., Thorn, C. J., & Beudert, B. (2019). Education and knowledge determine preference for bark beetle control measures in El Salvador. Journal of Environmental Management, 232, 138-144.
Ungelenk, R., & Hagge, J. (2023). Wahrnehmung und Bewertung trockenheitsgestörter Buchenwälder - Ergebnisse einer Bevölkerungsbefragung und einer Besucherbefragung im Nationalpark Hainich. Natur und Landschaft, 98(4), 195-202.