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Grundwassersituation im Februar 2024: Der fünfte Monat in Folge mit überdurchschnittlichem Niederschlag sorgt an knapp zwei Drittel der Messstellen für hohe und sehr hohe Grundwasserstände
Nachfolgend wird ein kurzer Überblick über das zurückliegende hydrologische Sommerhalbjahr, das aktuelle hydrologische Winterhalbjahr und das hydrologische Jahr im gesamten gegeben. Im Anschluss wird die aktuelle Grundwassersituation des Monats in Hessen betrachtet sowie eine Prognose gestellt.
Aktuelle Grundwassermesswerte finden Sie im Messdatenportal.
Hydrologisches Sommerhalbjahr, Winterhalbjahr und Jahr
Im hydrologischen Sommerhalbjahr, das von Mai bis Ende Oktober andauert, kommt vom Niederschlagswasser in der Regel kaum etwas im Grundwasser an, da ein Großteil des Niederschlags wegen der höheren Temperaturen verdunstet oder von der Vegetation verbraucht wird. Fallende Grundwasserstände im hydrologischen Sommerhalbjahr, auch bei durchschnittlichen Niederschlagsverhältnissen, stellen also den Normalfall dar. Mit 435 mm Niederschlag fiel das zurückliegende hydrologische Sommerhalbjahr etwas nasser aus als die Referenzperiode (+31 mm / +8 % gegenüber 1991-2020), was insbesondere auf die niederschlagsreiche Zeit von Ende Juli bis Anfang September zurückzuführen ist. Nach dem sehr trockenen Frühsommer führte dies durch die einsetzende Grundwasserneubildung zu einer leichten Entspannung bei vielen oberflächennahen Grundwasserleitern, die aber durch die folgenden niederschlagsarmen Wochen im September und der ersten Oktoberhälfte nur von kurzer Dauer war. Zum Ende des hydrologischen Sommerhalbjahres traten Niederschlagsereignisse wieder gehäuft auf und führten so zu Beginn des hydrologischen Winterhalbjahres zu der zu erwartenden Trendwende im Grundwasser.
Für die Regeneration des Grundwassers ist das von November bis Ende April andauernde hydrologische Winterhalbjahr von besonderer Bedeutung. In dieser Zeit, in der die Vegetation ruht und die Verdunstung wegen der niedrigeren Temperaturen geringer als im Sommerhalbjahr ausfällt, kann das Niederschlagswasser größtenteils versickern. Durch die einsetzende Grundwasserneubildung steigen die Grundwasserstände in der Regel an, sofern ausreichend Niederschlag fällt. Im aktuellen Winterhalbjahr fiel im vierten Monat in Folge überdurchschnittlich viel Niederschlag, was landesweit für eine deutliche Erholung im Grundwasser gesorgt hat.
Für das hydrologische Jahr (November bis Oktober) ergibt sich daraus der charakteristische Jahresgang im Grundwasser, mit steigenden Grundwasserständen im Winterhalbjahr und fallenden Grundwasserständen im Sommerhalbjahr.
Situation im Februar
Die ab Mitte Oktober einsetzenden flächenhaften Niederschläge setzten sich im Februar fort. Mit 86 mm lag die Niederschlagsmenge in Hessen 32 mm bzw. 60 % über dem langjährigen Mittel (1991-2020). Durch diese langanhaltenden und ergiebigen Niederschläge können im Februar an rund 60 % der Messstellen hohe und sehr hohe Grundwasserstände beobachtet werden.
Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Grundwassersituation seit dem Jahr 2018. Die überdurchschnittliche Niederschlagsmenge seit Mitte Oktober 2023 spiegelt sich deutlich in den abfallenden gelben und roten Kurven wider, die den Anteil der Messstellen mit niedrigen und sehr niedrigen Grundwasserständen darstellen. Gleichzeitig haben die Anteile der Messstellen mit hohen (hellgrüne Kurve) und sehr hohen Grundwasserständen (dunkelgrüne Kurve) deutlich zugenommen. Die Grundwassersituation Ende Februar 2024 ist so entspannt wie das letzte Mal vor sechs Jahren.
Anmerkung zur Grafik: Die Klassifizierung „sehr niedrige Grundwasserstände“ stellt eine rein statistische Bewertung dar (rote Fläche in der Grafik). Sehr niedrige Grundwasserstände sind nicht mit einem „Wassernotstand“ gleichzusetzen oder an bestimmte Auswirkungen und Maßnahmen gekoppelt. Liegt der Grundwasserstand unter dem 10-%-Perzentil, also unter 90 Prozent aller Werte der Jahre 1991-2020, fällt er in die Klasse „sehr niedrig“. Liegt der Grundwasserstand über dem 10-%-Perzentil und unterhalb des 25-% Perzentils, fällt er in die Klasse „niedrig" (gelbe Fläche). Analog gilt Folgendes für die übrigen Klassen: normal: oberhalb des 25-%-Perzentils und unterhalb des 75-%-Perzentils; hoch: oberhalb des 75-%-Perzentils und unterhalb des 90-%-Perzentils; sehr hoch: oberhalb des 90-%-Perzentils.
Im Februar bewegten sich die Grundwasserstände in Hessen an 33 % der Messstellen auf einem normalen Niveau (Vormonat 41 %). Nur rund 4 % der Messstellen wiesen niedrige Grundwasserstände auf (Vormonat 4 %). Sehr niedrige Grundwasserstände wurden an 5 % der Messstellen beobachtet (Vormonat 5 %). Hohe oder sehr hohe Grundwasserstände wurden an 29 % bzw. 30 % der Messstellen registriert (Vormonat 25 % bzw. 24 %). Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Grundwasserstände im Februar an 99 % der Messstellen auf einem höheren Niveau, was aufzeigt, dass sich gegenüber der Niedrigwassersituation im letzten Jahr die Grundwassersituation hessenweit deutlich entspannt hat. Einen so großen Anteil an Messstellen mit normalen bis sehr hohen Grundwasserständen gab es zuletzt in der ersten Jahreshälfte 2018, also vor dem Beginn der jüngsten Trockenperiode.
Wegen der ungleichen Niederschlagsverteilung und der unterschiedlichen hydrogeologischen Standorteigenschaften sind folgende regionale Unterschiede zu beobachten:
In den nördlichen und mittleren Landesteilen zeigte eine Mehrheit der Grundwasserstände am Monatsende steigende Trends, wenn auch von unterschiedlichen Ausgangssituationen ausgehend: sehr niedrig bis sehr hoch. Grund hierfür ist die hohe räumliche Variabilität der Standorteigenschaften, z.B. neben der Niederschlagsmenge auch Durchlässigkeit, Speichervermögen, Tiefe und Mächtigkeit des Grundwasserleiters und die daraus resultierende unterschiedliche Dynamik des Grundwassers.
In den weit verbreiteten Kluftgrundwasserleitern des Buntsandsteins in Nordhessen zeigen Ende Februar alle Messstellen einen steigenden Trend an, die meisten ausgehend von einem Grundwasserstand im normalen Bereich. Beispiele Bracht Nr. 434028 und Gahrenberg Nr. 384030: Im Februar lag an der Messstelle Bracht der Wasserstand auf normalen bis hohen Höhen, mit einem steigenden Trend seit Mitte November 2023. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 197 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres. An der Messstelle Gahrenberg bewegte sich der Wasserstand auf normalen Höhen, auch hier mit einem steigenden Trend. Der Wasserstand lag im Monatsmittel hier 189 cm höher als im Vorjahr.
In der Hessischen Rheinebene (Hessisches Ried) wurden im Februar überwiegend normale Grundwasserstände beobachtet, gefolgt von sehr hohen und hohen Grundwasserständen. Folgende Details waren zu beobachten:
- In der unmittelbaren Nähe des Rheins werden die Grundwasserstände vom Rheinwasserstand beeinflusst. Hier lagen die Grundwasserstände im Februar auf normalen bis sehr hohem Niveau. Beispiele Gernsheim Nr. 544135 und Biebrich Nr. 506034: An der Messstelle Gernsheim bewegt sich der Grundwasserstand auf einem hohen Niveau. Der Grundwasserstand lag 153 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Biebrich bewegte sich der Wasserstand auf einem normalen bis sehr hohen Niveau und lag 106 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres (Monatsmittel).
- Im nördlichen hessischen Ried und unmittelbar südlich des Mains bewegten sich die Grundwasserstände im Februar auf sehr hohen Niveaus. Beispiele Bauschheim Nr. 527055 und Offenbach Nr. 507155: An der Messstelle Bauschheim wurden im Februar sehr hohe Grundwasserstände beobachtet, mit steigender Tendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 56 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres. An der Messstelle Offenbach bewegte sich der Grundwasserstand im Februar auf einem sehr hohen Niveau. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 80 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres.
- Die Grundwasserstände in typischen vernässungsgefährdeten Gebieten zeigten im Februar normale bis sehr hohe Werte mit steigenden Entwicklungstendenzen. Beispiele: Hähnlein Nr. 544266, Groß-Rohrheim Nr. 544107, Worfelden Nr. 527182, Wallerstädten Nr. 527321.
- In den infiltrationsgestützten Bereichen des Rieds (Hahn flach Nr. 527329, Büttelborn Nr. 527161, Lorsch Nr. 544170 und Groß-Rohrheim Nr. 544002) lagen die Grundwasserstände im Februar überwiegend auf dem Niveau der mittleren Richtwerte. Die Steuerung durch Infiltration und Grundwasserentnahmen zeigt die gewünschte Wirkung. Die Messstellen lassen auch hier weiterhin steigende Trends erkennen.
- Im südlichen Hessischen Ried lagen die Grundwasserstände im Februar überwiegend auf normalen Höhen, alle Messstellen zeigten einen steigenden Trend. Beispiele Bürstadt Nr. 544007 und Viernheim Nr. 544271: An der Messstelle Bürstadt bewegte sich der Grundwasserstand im Februar auf normalen Höhen und lag 19 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Viernheim befand sich der Grundwasserstand in diesem Monat ebenfalls auf einem normalen Niveau und lag 33 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel).
Prognose
Die ergiebigen Niederschläge seit Mitte Oktober haben dazu geführt, dass die Grundwasserstände flächenhaft angestiegen sind und auch langsam reagierende Grundwassermessstellen einen steigenden Grundwasserstand anzeigen. Letztere werden die nächsten Wochen, auch unabhängig vom kommenden Witterungsgeschehen, weiterhin steigende Trends aufweisen. Das Verhalten der schneller reagierenden, oberflächennahen Messstellen ist abhängiger vom Niederschlag in den nächsten Wochen. Insgesamt herrschen aber aufgrund der sehr hohen Bodenfeuchte, der noch relativ niedrigen Temperaturen und der geringen Verdunstung ausgezeichnete Randbedingungen für den weiteren Grundwasserneubildungsprozess.
aktuelle Messwerte
Die Messwerte von 112 Grundwassermessstellen, die mit Datensammlern und mit Datenfernübertragung ausgestattet sind, werden täglich übertragen und stehen online im Messdatenportal zur Verfügung.