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Grundwassersituation im Oktober 2025: Gute Ausgangslage für die Grundwasserneubildung im hydrologischen Winterhalbjahr (Nov-Apr)
Nachfolgend wird ein kurzer Überblick über das zurückliegende hydrologische Winterhalbjahr, das gerade abgeschlossene hydrologische Sommerhalbjahr und das hydrologische Jahr insgesamt gegeben. Im Anschluss wird die aktuelle Grundwassersituation des Monats in Hessen betrachtet sowie eine Prognose gestellt.
Aktuelle Grundwassermesswerte finden Sie im Messdatenportal.
Hydrologisches Winterhalbjahr, Sommerhalbjahr und Jahr
Für die Regeneration des Grundwassers ist das von November bis Ende April andauernde hydrologische Winterhalbjahr von besonderer Bedeutung. In dieser Zeit, in der die Vegetation ruht und die Verdunstung wegen der niedrigeren Temperaturen geringer als im Sommerhalbjahr ausfällt, kann das Niederschlagswasser größtenteils versickern. Durch die einsetzende Grundwasserneubildung steigen die Grundwasserstände in der Regel an, sofern ausreichend Niederschlag fällt. Im zurückliegenden Winterhalbjahr lag die Niederschlagsmenge mit insgesamt 293 mm allerdings 18 % (64 mm) unterhalb des langjährigen Mittelwerts 1991–2020. Trotzdem lagen Ende April noch etwa drei Viertel der Messstellen im normalen bis sehr hohen Bereich, was auf das überdurchschnittlich feuchte zurückliegende hydrologische Sommer- und Winterhalbjahr zurückzuführen ist (2023/2024).
Im hydrologischen Sommerhalbjahr, das von Mai bis Ende Oktober andauert, kommt vom Niederschlagswasser in der Regel kaum etwas im Grundwasser an, da ein Großteil des Niederschlags wegen der höheren Temperaturen verdunstet oder von der Vegetation verbraucht wird. Fallende Grundwasserstände im hydrologischen Sommerhalbjahr, auch bei durchschnittlichen Niederschlagsverhältnissen, stellen also den Normalfall dar. Mit 383 mm fiel dieses Sommerhalbjahr 5 % weniger Niederschlag als im langjährigen Monatsmittel von 1991–2020 (404 mm).
Für das hydrologische Jahr (November bis Oktober) ergibt sich daraus, im Normalfall, der charakteristische Jahresgang im Grundwasser, mit steigenden Grundwasserständen im Winterhalbjahr und fallenden Grundwasserständen im Sommerhalbjahr. Das aktuelle hydrologische Jahr ist mit 676 mm bisher 11 % trockener ausgefallen als im langjährigen Mittel.
Situation im Oktober
Mit etwa 76 mm lag die Niederschlagsmenge im Oktober, dem letzten Monat des hydrologischen Sommerhalbjahres, 20 % über dem langjährigen Mittelwert 1991–2020 (rund 63 mm). Damit verlief die Hälfte der Monate des hydrologischen Sommerhalbjahres niederschlagsreicher als im Mittel.
Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Grundwassersituation seit dem Jahr 2022. Die von Februar bis Juni 2025 unterdurchschnittlichen Niederschläge führten zu einem deutlichen Anstieg der Anzahl der Messstellen im niedrigen (gelbe Kurve) und sehr niedrigen Bereich (rote Kurve), während der Anteil der Messstellen im hohen (hellgrüne Kurve) und sehr hohen Bereich (dunkelgrüne Kurve) zurückging. Die überdurchschnittlichen Niederschläge im September und Oktober führten zum Ende des hydrologischen Sommerhalbjahres hin zu einem leichten Rückgang der Messstellen im sehr niedrigen und niedrigen Bereich und zu einer deutlichen Zunahme der Messstellen im hohen Bereich.
Anmerkung zur Grafik: Die Klassifizierung „sehr niedrige Grundwasserstände“ stellt eine rein statistische Bewertung dar. Sehr niedrige Grundwasserstände sind nicht mit einem „Wassernotstand“ gleichzusetzen oder an bestimmte Auswirkungen und Maßnahmen gekoppelt. Liegt der Grundwasserstand unter dem 10%-Perzentil, also unter 90 Prozent aller Werte der Jahre 1991-2020, fällt er in die Klasse „sehr niedrig“. Liegt der Grundwasserstand über dem 10%-Perzentil und unterhalb des 25%-Perzentils, fällt er in die Klasse „niedrig“. Analog gilt Folgendes für die übrigen Klassen: normal: oberhalb des 25%-Perzentils und unterhalb des 75%-Perzentils; hoch: oberhalb des 75%-Perzentils und unterhalb des 90%-Perzentils; sehr hoch: oberhalb des 90%-Perzentils.
Im Oktober bewegten sich die Grundwasserstände in Hessen an 46 % der Messstellen auf einem normalen Niveau (Vormonat 57 %). 14 % der Messstellen wiesen niedrige Grundwasserstände auf (Vormonat 16 %). Sehr niedrige Grundwasserstände wurden an 8 % der Messstellen beobachtet (Vormonat 10 %). Hohe oder sehr hohe Grundwasserstände wurden an 22 % bzw. 6 % der Messstellen registriert (Vormonat 11 % bzw. 5 %). An 4 % der Messstellen lagen keine aktuellen Daten vor. Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Grundwasserstände im Oktober an 91 % der Messstellen im Monatsmittel auf einem niedrigeren Niveau, was auch durch das überdurchschnittlich feuchte erste Halbjahr 2024 zu erklären ist. Wie an den Zahlen und der Grafik zu sehen, bewegt sich der Großteil der Messstellen im normalen bis hohen Bereich.
Aufgrund der ungleichen Niederschlagsverteilung sowie der unterschiedlichen hydrogeologischen Eigenschaften der Standorte (z. B. Durchlässigkeit, Speichervermögen, Tiefe und Mächtigkeit der Grundwasserleiter) zeigen sich folgende regionale Unterschiede:
In den weit verbreiteten Kluftgrundwasserleitern des Buntsandsteins in Nordhessen zeigten die Messstellen im Oktober fallende Trends, bei überwiegend normalen Grundwasserstandshöhen. Beispiele Bracht Nr. 434028 und Gahrenberg Nr. 384030: Im Oktober lag an der Messstelle Bracht der Wasserstand auf einem normalen Niveau, mit einem fallenden Trend. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 45 cm niedriger als im Vorjahr. An der Messstelle Gahrenberg bewegte sich der Wasserstand auf einem normalen Niveau, ebenfalls mit einem fallenden Trend. Der Wasserstand lag hier im Monatsmittel 74 cm niedriger als im Vorjahr.
Im mittleren Bereich von Hessen bewegten sich die Grundwasserstände im Oktober auf überwiegend normalen Höhen (41 %), gefolgt von sehr niedrigen (24 %) und niedrigen Höhen (18 %).
In der Untermainebene wurden im Oktober unterschiedliche Niveaus der Grundwasserstände beobachtet, je nachdem, ob es sich um eher schnell oder langsam reagierende Messstellen handelt. Dazu jeweils ein Beispiel. An der MessstelleOffenbach Nr. 507155 bewegte sich der Grundwasserstand im Oktober auf einem normalen Niveau mit leicht fallender Tendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 48 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres. An der MessstelleBabenhausen Nr. 528062 bewegte sich der Grundwasserstand überwiegend auf einem niedrigen Niveau, mit gleichbleibender Tendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 2 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres. Die Grundwasserleiter in der Untermainebene sind durch Grundwasserentnahmen großräumig beeinflusst, wodurch sich, zusammen mit der räumlichen Variabilität der Standorteigenschaften, ein sehr heterogenes Bild der Grundwasserstände ergibt.
In der Hessischen Rheinebene (Hessisches Ried) wurden im Oktober an 54 % der Messstellen normale Grundwasserstände beobachtet, gefolgt von hohen (41 %) und sehr hohen Grundwasserständen (5 %). Folgende Details waren zu beobachten:
- Im nördlichen hessischen Ried bewegten sich die Grundwasserstände im Oktober auf normalen bis sehr hohen Niveaus. Beispiele Bauschheim Nr. 527055 und Walldorf Nr. 507185: An der Messstelle Bauschheim wurden im Oktober hohe bis sehr hohe Grundwasserstände beobachtet, mit steigender Tendenz bis zur Monatsmitte. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 16 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres. An der Messstelle Walldorf bewegte sich der Grundwasserstand im Oktober auf einem hohen bis sehr hohen Niveau. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 23 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres.
- In der unmittelbaren Nähe des Rheins werden die Grundwasserstände vom Rheinwasserstand beeinflusst. Hier lagen die Grundwasserstände im Oktober auf einem normalen bis sehr hohen Niveau mit einem wechselhaften Trend. Beispiele Gernsheim Nr. 544135 und Biebrich Nr. 506034: An der Messstelle Gernsheim bewegte sich der Grundwasserstand auf einem normalen Niveau mit einem wechselhaften Verlauf. Der Grundwasserstand lag 55 cm unterhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Biebrich bewegte sich der Wasserstand auf einem normalen bis sehr hohen Niveau und lag 49 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres (Monatsmittel).
- Die Grundwasserstände in typischen vernässungsgefährdeten Gebieten zeigten im Oktober überwiegend normale Werte mit gleichbleibenden Trends. Beispiele: Hähnlein Nr. 544266, Groß-Rohrheim Nr. 544107, Worfelden Nr. 527182, Wallerstädten Nr. 527321.
- In den infiltrationsgestützten Bereichen des Rieds (Hahn flach Nr. 527329, Büttelborn Nr. 527161, Lorsch Nr. 544170 und Groß-Rohrheim Nr. 544002) lagen die Grundwasserstände im Oktober auf normalem bis sehr hohem Niveau und wiesen unterschiedliche Trends auf. Die Grundwasserstände lagen im Bereich der mittleren Richtwerte. Die Steuerung durch Infiltration und Grundwasserentnahmen zeigte die gewünschte Wirkung.
- Im südlichen Hessischen Ried lagen die Grundwasserstände im Oktober auf normalen bis hohen Höhen mit überwiegend steigenden Trends. Beispiele Bürstadt Nr. 544007 und Viernheim Nr. 544271: An der Messstelle Bürstadt bewegte sich der Grundwasserstand im Oktober auf einem normalen bis hohen Niveau und lag 28 cm unterhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Viernheim befand sich der Grundwasserstand in diesem Monat auf normalen Höhen mit einem steigenden Trend und lag 37 cm unterhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel).
Prognose
Zu Beginn des hydrologischen Winterhalbjahres (November-April) ist – eine weiterhin anhaltende feuchte Witterung vorausgesetzt – mittelfristig mit steigenden Grundwasserständen zu rechnen. Bei großflächig hoher Bodenfeuchte in Hessen sind die Ausgangsbedingungen für die Grundwasserneubildung im hydrologischen Winterhalbjahr günstig.
Aktuelle Messwerte
Die Messwerte von 125 Grundwassermessstellen, die mit Datensammlern und mit Datenfernübertragung ausgestattet sind, werden täglich übertragen und stehen online im Messdatenportal zur Verfügung.



