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Grundwassersituation im September 2025: Ergiebige Niederschläge führen regional zu steigenden Grundwasserständen – insgesamt ausgeglichene Verhältnisse
Nachfolgend wird ein kurzer Überblick über das zurückliegende hydrologische Winterhalbjahr, das aktuelle hydrologische Sommerhalbjahr und das hydrologische Jahr im gesamten gegeben. Im Anschluss wird die aktuelle Grundwassersituation des Monats in Hessen betrachtet sowie eine Prognose gestellt.
Aktuelle Grundwassermesswerte finden Sie im Messdatenportal.
Hydrologisches Winterhalbjahr, Sommerhalbjahr und Jahr
Für die Regeneration des Grundwassers ist das von November bis Ende April andauernde hydrologische Winterhalbjahr von besonderer Bedeutung. In dieser Zeit, in der die Vegetation ruht und die Verdunstung wegen der niedrigeren Temperaturen geringer als im Sommerhalbjahr ausfällt, kann das Niederschlagswasser größtenteils versickern. Durch die einsetzende Grundwasserneubildung steigen die Grundwasserstände in der Regel an, sofern ausreichend Niederschlag fällt. Im zurückliegenden Winterhalbjahr lag die Niederschlagsmenge mit insgesamt 293 mm allerdings 18 % (64 mm) unterhalb des langjährigen Mittelwerts 1991–2020. Trotz dessen lagen Ende April noch etwa drei Viertel der Messstellen im normalen bis sehr hohen Bereich, was auf das überdurchschnittlich feuchte zurückliegende hydrologische Sommer- und Winterhalbjahr zurückzuführen ist (2023/2024).
Im hydrologischen Sommerhalbjahr, das von Mai bis Ende Oktober andauert, kommt vom Niederschlagswasser in der Regel kaum etwas im Grundwasser an, da ein Großteil des Niederschlags wegen der höheren Temperaturen verdunstet oder von der Vegetation verbraucht wird. Fallende Grundwasserstände im hydrologischen Sommerhalbjahr, auch bei durchschnittlichen Niederschlagsverhältnissen, stellen also den Normalfall dar. Das bisherige Sommerhalbjahr ist mit 307 mm Niederschlag etwa 10 % trockener als der langjährige Durchschnitt.
Für das hydrologische Jahr (November bis Oktober) ergibt sich daraus, im Normalfall, der charakteristische Jahresgang im Grundwasser, mit steigenden Grundwasserständen im Winterhalbjahr und fallenden Grundwasserständen im Sommerhalbjahr. Das aktuelle hydrologische Jahr ist mit 600 mm bisher 14 % trockener als im langjährigen Mittel ausgefallen.
Situation im September
Mit etwa 80 mm lag die Niederschlagsmenge im September, dem fünften Monat des hydrologischen Sommerhalbjahres, 33 % über dem langjährigen Mittelwert 1991–2020 (rund 60 mm). Damit verliefen drei der fünf Monate des bisherigen hydrologischen Sommerhalbjahres niederschlagsärmer als im Mittel, während zwei Monate überdurchschnittlich nass ausfiele.
Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Grundwassersituation seit dem Jahr 2022. Die seit Oktober 2023 oft überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen führten zu einem deutlichen Rückgang des Anteils der Messstellen im niedrigen (gelbe Kurve) und sehr niedrigen Bereich (rote Kurve). Seit dem letzten Herbst haben Monate mit durchschnittlichen bis geringe Niederschlagsmengen – insbesondere im Frühjahr 2025 – den Anteil niedriger Grundwasserstände wieder ansteigen lassen, während die Anzahl der Messstellen im hohen (hellgrünen) und sehr hohen Bereich (dunkelgrünen Kurve) zurückging. Die überdurchschnittlichen Niederschläge im Juli und Anfang August führten im August zu einem leichten Rückgang der Messstellen im sehr niedrigen Bereich und zu einer geringen Zunahme der Messstellen im hohen Bereich. Im September blieb die Grundwassersituation im Vergleich zum Vormonat weitgehend stabil, da die ergiebigen Niederschläge zunächst das Defizit des sehr trockenen Augusts ausglichen.
Anmerkung zur Grafik: Die Klassifizierung „sehr niedrige Grundwasserstände“ stellt eine rein statistische Bewertung dar (rote Fläche in der Grafik). Sehr niedrige Grundwasserstände sind nicht mit einem „Wassernotstand“ gleichzusetzen oder an bestimmte Auswirkungen und Maßnahmen gekoppelt. Liegt der Grundwasserstand unter dem 10-%-Perzentil, also unter 90 Prozent aller Werte der Jahre 1991-2020, fällt er in die Klasse „sehr niedrig“. Liegt der Grundwasserstand über dem 10-%-Perzentil und unterhalb des 25-% Perzentils, fällt er in die Klasse „niedrig" (gelbe Fläche). Analog gilt Folgendes für die übrigen Klassen: normal: oberhalb des 25-%-Perzentils und unterhalb des 75-%-Perzentils; hoch: oberhalb des 75-%-Perzentils und unterhalb des 90-%-Perzentils; sehr hoch: oberhalb des 90-%-Perzentils.
Im September bewegten sich die Grundwasserstände in Hessen an 57 % der Messstellen auf einem normalen Niveau (Vormonat 57 %). 16 % der Messstellen wiesen niedrige Grundwasserstände auf (Vormonat 16 %). Sehr niedrige Grundwasserstände wurden an 10 % der Messstellen beobachtet (Vormonat 8 %). Hohe oder sehr hohe Grundwasserstände wurden an 11 % bzw. 5 % der Messstellen registriert (Vormonat 12 % bzw. 5 %). An 1 % der Messstellen lagen keine aktuellen Daten vor. Aufgrund der überdurchschnittlichen Niederschläge wurden am Monatsende an rund der Hälfte der Messstellen steigende Wasserstände beobachtet. Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Grundwasserstände im September an 91 % der Messstellen im Monatsmittel auf einem niedrigeren Niveau, was auch durch das überdurchschnittlich feuchte erste Halbjahr 2024 zu erklären ist. Wie an den Zahlen und der Grafik zu sehen, bewegt sich weiterhin der Großteil der Messstellen im normalen Bereich.
Aufgrund der ungleichen Niederschlagsverteilung sowie der unterschiedlichen hydrogeologischen Eigenschaften der Standorte (z. B. Durchlässigkeit, Speichervermögen, Tiefe und Mächtigkeit der Grundwasserleiter) zeigen sich folgende regionale Unterschiede:
In den weit verbreiteten Kluftgrundwasserleitern des Buntsandsteins in Nordhessen zeigten die Messstellen im September fallende Trends an, bei überwiegend normalen Grundwasserstandshöhen. Beispiele Bracht Nr. 434028 und Gahrenberg Nr. 384030: Im September lag an der Messstelle Bracht der Wasserstand auf einem normalen Niveau, mit einem fallenden Trend. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 48 cm niedriger als im Vorjahr. An der Messstelle Gahrenberg bewegte sich der Wasserstand auf einem normalen Niveau, ebenfalls mit einem fallenden Trend. Der Wasserstand lag hier im Monatsmittel 60 cm niedriger als im Vorjahr.
Im mittleren Bereich von Hessen bewegten sich die Grundwasserstände im September auf überwiegend normalen Höhen (35 %), gefolgt von sehr niedrigen (24 %) und niedrigen Höhen (21 %).
In der Untermainebene wurden im September unterschiedliche Niveaus der Grundwasserstände beobachtet, je nachdem ob es sich um eher schnell oder langsam reagierende Messstellen handelt. Dazu jeweils ein Beispiel. An der MessstelleOffenbach Nr. 507155 bewegte sich der Grundwasserstand im September auf einem normalen Niveau mit steigender Tendenz am Monatsende. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 42 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres. An der MessstelleBabenhausen Nr. 528062 bewegte sich der Grundwasserstand auf einem niedrigen Niveau, mit leicht rückläufiger Entwicklungstendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 2 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres. Die Grundwasserleiter in der Untermainebene sind durch Grundwasserentnahmen großräumig beeinflusst, wodurch sich, zusammen mit der räumlichen Variabilität der Standorteigenschaften, ein sehr heterogenes Bild der Grundwasserstände ergibt.
In der Hessischen Rheinebene (Hessisches Ried) wurden im September an 85 % der Messstellen normale Grundwasserstände beobachtet, gefolgt von hohen (13 %) und niedrigen Grundwasserständen (2 %). Folgende Details waren zu beobachten:
- Im nördlichen hessischen Ried bewegten sich die Grundwasserstände im September auf normalen bis sehr hohen Niveaus. Beispiele Bauschheim Nr. 527055 und Walldorf Nr. 507185: An der Messstelle Bauschheim wurden im September normale bis hohe Grundwasserstände beobachtet, mit steigender Tendenz am Monatsende. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 20 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres. An der Messstelle Walldorf bewegte sich der Grundwasserstand im September auf einem normalen bis sehr hohen Niveau. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 15 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres.
- In der unmittelbaren Nähe des Rheins werden die Grundwasserstände vom Rheinwasserstand beeinflusst. Hier lagen die Grundwasserstände im September auf einem sehr normalen bis hohen Niveau mit einem wechselhaften Trend. Beispiele Gernsheim Nr. 544135 und Biebrich Nr. 506034: An der Messstelle Gernsheim bewegte sich der Grundwasserstand auf einem normalen Niveau mit steigender Tendenz. Der Grundwasserstand lag 25 cm unterhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Biebrich lagen im September aufgrund eines Gerätedefektes keine Messwerte vor.
- Die Grundwasserstände in typischen vernässungsgefährdeten Gebieten zeigten im September überwiegend normale Werte mit steigenden Trends. Beispiele: Hähnlein Nr. 544266, Groß-Rohrheim Nr. 544107, Worfelden Nr. 527182, Wallerstädten Nr. 527321.
- In den infiltrationsgestützten Bereichen des Rieds (Hahn flach Nr. 527329, Büttelborn Nr. 527161, Lorsch Nr. 544170 und Groß-Rohrheim Nr. 544002) lagen die Grundwasserstände im September auf normalem Niveau und wiesen am Monatsende unterschiedliche Trends auf. Die Grundwasserstände lagen im Bereich der mittleren Richtwerte. Die Steuerung durch Infiltration und Grundwasserentnahmen zeigte die gewünschte Wirkung.
- Im südlichen Hessischen Ried lagen die Grundwasserstände im September auf überwiegend normalen bis teilweise hohen Höhen mit steigenden Trends. Beispiele Bürstadt Nr. 544007 und Viernheim Nr. 544271: An der Messstelle Bürstadt bewegte sich der Grundwasserstand im September auf einem normalen bis hohen Niveau (Abbildung 19) und lag 28 cm unterhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Viernheim befand sich der Grundwasserstand in diesem Monat auf normalen Höhen mit einem zuerst fallenden, gegen Monatsende aber steigenden Trend und lag 36 cm unterhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel).
Prognose
Im letzten Monat des hydrologischen Sommerhalbjahres ist jahreszeitlich bedingt mit rückläufigen Grundwasserverhältnissen zu rechnen. Für Grundwasserneubildung in einem nennenswerten Umfang wären länger andauernde, ergiebige Niederschläge in Form von Landregen notwendig. Mit der Auffüllung der Grundwasserspeicher ist vermutlich erst wieder mit einsetzender Grundwasserneubildung im kommenden hydrologischen Winterhalbjahr zu rechnen.
Aktuelle Messwerte
Die Messwerte von 122 Grundwassermessstellen, die mit Datensammlern und mit Datenfernübertragung ausgestattet sind, werden täglich übertragen und stehen online im Messdatenportal zur Verfügung.