Erdfälle und Senkungsmulden (Verkarstung/Subrosion)
Als Karst wird die Gesamtheit aller im Gestein noch andauernden und abgeschlossenen Lösungserscheinungen sowie die sich daraus ergebenden Formen verstanden. An der Geländeoberfläche sind das insbesondere Dolinen, Erdfälle und Senkungsmulden. Das Auftreten von Erdfällen und Senkungsmulden und hieraus resultierende Bauschäden sind in Hessen bereits seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Die ältesten Gutachten hierzu stammen aus dem Jahr 1896.
Erdfälle entstehen durch das Zusammenbrechen von Hohlräumen im Untergrund. Diese Hohlräume bilden sich durch Auflösung von wasserlöslichen Gesteinen wie Kalk, Salz oder Gips oder durch Ausspülung von Lockergestein (Abb. 1–4).
Da weder der genaue Ort noch der Zeitpunkt eines derartigen Ereignisses mit ausreichender Wahrscheinlichkeit zu bestimmen sind, ist in der Planung auf solche Geogefahren große Rücksicht zu nehmen. Es ist daher ratsam, in Erdfall- und Senkungsgebieten bei Bauvorhaben eingehende objektspezifische Baugrunduntersuchungen durchzuführen.
Zur Begrenzung von eventuellen Schäden können in besonders gefährdeten Gebieten auch Frühwarnsysteme vorgesehen (Feinnivellements, Erdfallpegel) und zur Vermeidung von Gebäudeschäden Baugrund verbessernde und konstruktive Maßnahmen eingeplant werden.
In Karstgebieten sind Bauwerke nicht nur durch aktuelle Erdfälle und Bodensenkungen gefährdet, sondern auch durch fossile Einbrüche, die mit lockeren Ablagerungen gefüllt sind. Solche Schwächezonen müssen dann im Bereich von Fundamenten konstruktiv überbrückt oder durch tragfähiges Material ausgetauscht werden. Erdfallgebiete gibt es vor allem in Nord- und Osthessen.
Regional betrachtet ergeben sich in Hessen drei größere zusammenhängende Karstgefährdungsgebiete:
- Der Bereich Nordhessen mit Erdfällen vorwiegend durch Sulfatkarst, untergeordnet Karbonatkarst
- Der Bereich Nordosthessen mit Senkungsmulden vorwiegend durch Sulfat- und Chloridkarst, untergeordnet Karbonatkarst
- Auftreten kleinerer Erdfälle im Verbreitungsgebiet tertiärer Karbonate des Rhein-Main-Gebietes.