Grube Fortuna bei Solms-Oberbiel (Jahreszeitengeotop Frühling 2010)
Die Lagerstätte der Grube "Fortuna" wird dem Lahn-Dill-Typ zugerechnet, also schichtgebundenen Erzlagern, die an der Grenze Mittel-/Oberdevon (385 Ma) auftreten und deshalb auch als Grenzlager bezeichnet werden. Die erzführenden Schichten wurden zusammen mit den anderen paläozoischen Gesteinen während der variskischen Orogenese (vor ca. 330–320 Ma) gefaltet. So entstand auch die Lahn-Mulde, an deren SE-Flanke die Grube „Fortuna“ liegt. Durch die Faltung stehen die Erzlager steil und beißen an der Oberfläche aus. Deshalb konnten sie auch jahrhundertelang im Tagebau gewonnen werden. Unmittelbar im Liegenden der Erzlager steht der Schalstein an. Im Hangenden des meist wenige Meter mächtigen Lagers folgen die Tonschiefer und Kalke des Oberdevons.
Das Haupterzmineral ist Roteisenstein (Hämatit Fe2O3), daneben kommt noch untergeordnet Brauneisen vor (Limonit FeOOH). Die Bildung der Erzlager erfolgte am Boden eines Meeresbeckens, das durch intensiven Vulkanismus geprägt war. Der Schalstein, ein Tuff (pyroklastisches Gestein) und die dazugehörenden Basalte, die unter dem Erz liegen, sind Ausdruck dieser vulkanischen Tätigkeit. Das Eisen wurde während der Diagenese aus diesen vulkanischen Gesteinen herausgelöst und am Meeresboden als Erz ausgeschieden. Die deutliche Bleichung der oberen Bereiche des Schalsteins direkt unter dem Erz ist ein Beleg für die Herkunft des Eisens. Der Schalstein war für die Bergleute ein wichtiger Bezugshorizont, denn sie wussten, dass das Erz immer über dem Schalstein liegt.
Die Führung durch eines der tiefsten Besucherbergwerke in Europa beginnt – ausgerüstet mit Helm und Lampe – am Mundloch des "Tiefen Stollens", in den man 160 m weit bis zur Schachtanlage hineingeht. Von dort geht es im Förderkorb mit einer Geschwindigkeit von max. 4 m/s nach unten zur 150-m-Sohle. Die Fördermaschine ist die originale Trommelfördermaschine,
die 1958 in Betrieb genommen wurde.
Der Förderkorb wurde auf Personentransport umgerüstet.
Bei der Fahrt durch den Schacht passiert man weitere Sohlen bei 40 m, 65 m und 100 m. Die tieferen Sohlen von 200 m und 250 m stehen unter Wasser und sind nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
Auf der 150-m-Sohle angekommen geht es mit einer kleinen Grubenbahn 450 m weiter in den Berg hinein. Dort beginnt ein Rundweg, auf dem das Vorkommen und die Gewinnung von Eisenerz fachkundig erklärt und vorgeführt wird. Die Besucher können das Roteisenlager und den darunter liegenden Schalstein untersuchen
Immer wieder beeindruckend sind die großen Hohlräume, die durch den Abbau entstanden sind. Bei einzelnen Stationen vor Ort demonstrieren ehemalige Bergleute den Erzabbau mit den Originalmaschinen. Das Bohren von Bohrlöchern war notwendig für die Sprengungen, die meist zum Ende der Schicht erfolgten. Mit der nächsten Schicht wurde das abgesprengte Material verladen. Dies wird mit Wurfschaufelladern, Schrappern, Rucksackladern und dieselgetriebenen Fahrladern vorgeführt. Vor allem der von den mit Druckluft betriebenen Maschinen verursachte Lärm vermittelt eindrucksvoll die Arbeitsbedingungen untertage. Nach etwa einer Stunde geht es mit der Grubenbahn wieder zum Maschinenschacht zurück und mit dem Förderkorb nach oben.
Das Besucherbergwerk Grube "Fortuna" liegt nördlich der Lahn zwischen den Mittelgebirgsausläufern von Taunus und Westerwald. Von dem 5 km entfernten Wetzlar ist die „Grube Fortuna“ über die B49 einfach zu erreichen. Man folgt der Bundesstraße nach Westen (Richtung Limburg) bis Solms-Oberbiel und fährt dort der Ausschilderung zum Bergwerk folgend das Tal des Oberbieler Grundbaches ca. 2 km nach Norden bis zur Grube.
Besucherinformationen finden sich auch auf der Webseite der Grube Fortuna.
Geotop-Nummer: 5416-6
Lagerstätte: Eisenerz (Lahn-Dill-Typ)
Stratigraph. Einheit: Mittel-bis Oberdevon (Metabasalt, Schalstein, Tonschiefer, Eisenerz)
TK 25: 5416 Braunfels
Koordinaten: R: 34 59 230, H: 56 04 550
Höhenlage: 210 m ü. NN
Regierungsbezirk: Gießen
Landkreis: Lahn-Dill-Kreis
Stadt / Gemeinde: Solms-Oberbiel
Status: Industriedenkmal und Besucherbergwerk
Das hier vorgestellte Schaubergwerk ist dem Geotop-Führer „Hessens Unterwelt – Schauhöhlen und Besucherbergwerke in Hessen“ entnommen. Er kann bestellt werden entweder
per Telefon: 0611/6939 111 oder
per Fax: 0611/6939 113 oder
per Mail: Vertrieb oder
über den Webshop.
Herkunftsnachweis der Fotos:
Alle Fotos Förderverein Besucherbergwerk Grube Fortuna e.V.